Kommentar zu Honorarausfällen

Schutzschirm light bringt KVen in die Bredouille

Auf KVen kommen beträchtliche Belastungen zu, wenn sie pandemiebedingte Ausfälle bei unbudgetierten Leistungen kompensieren. Immerhin: Beim HVM in Westfalen-Lippe üben die KV-Vertreter Solidarität.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:

Problem vertagt, aber noch nicht gelöst, möchte man sagen, angesichts des jetzt in Westfalen-Lippe und am Freitag auch des in Nordrhein beschlossenen Honorarverteilungsmaßstabs (HVM). Dieser enthält auch die Bestimmungen zu den Bedingungen für den Ausgleich pandemiebedingter Honorarausfälle. Extrabudgetär vergütete Leistungen werden seit 1. Januar vom gesetzlichen Schutzschirm bekanntlich nicht mehr erfasst.

Noch ist nicht bekannt, wie stark die Fallzahlen und Leistungsmengen in den einzelnen Fachgruppen im ersten Quartal 2021 eingebrochen sind, geschweige denn im noch laufenden zweiten Quartal, in dem sich das Leistungsgeschehen allerdings wieder weitgehend normalisieren dürfte. Die Vertreter der KVWL haben jetzt festgelegt, dass Vertragsärzte den Ausgleich erst dann beantragen, wenn sie den Honorarbescheid bekommen haben.

Auf die Ende August eintrudelnde Post dürften die Abrechnungsabteilungen der KVen sich nicht gerade freuen. Immerhin besteht ein gesetzlicher Auftrag zur Zweckentfremdung der Mittel der budgetierten Gesamtvergütung, wie KV-Vertreter bei der Versammlung in Westfalen-Lippe klagten.

Lesen sie auch

Quadratur des Kreises

Der HVM soll die Quadratur des Kreises ermöglichen, nämlich Honorarverluste bei Ärzten verhindern, die keine Einbußen bei den Fallzahlen hatten, aber zugleich denen einen Ausgleich bieten, die in der Pandemie überproportional verloren haben. Immerhin: Die Solidarität zwischen den Fachgruppen scheint in den KVen in Nordrhein-Westfalen funktioniert zu haben.

Doch auch KVen können jeden Euro nur einmal ausgeben. Der Gesetzgeber bringt die Körperschaften insofern in die Bredouille. Die Rücklagen des KV-Systems werden bei der Abrechnung des ersten Quartals kräftig strapaziert werden. Ein echter staatlicher Schutzschirm sieht anders aus.

Der Vorteil: Ausfälle bei den Anforderungen budgetierter Leistungen werden weiterhin abgefedert. Die Zahnärzte haben nicht einmal das in der Pandemie gehabt.

Schreiben Sie dem Autor: hauke.gerlof@springer.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Praxisverwaltung

Doctolib bringt neues KI-PVS an den Start

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums v.l.n.r.: Professor Karl Broich (BfArM), Dr. Jürgen Malzahn (AOK-Bundesverband), Dr. Christine Mundlos (ACHSE e.V.), Hauke Gerlof (Ärzte Zeitung), Dr. Johanna Callhoff (DRFZ), Professor Christoph Schöbel (Ruhrlandklinik, Universitätsmedizin Essen), Privatdozent Dr. Christoph Kowalski (Deutsche Krebsgesellschaft), Dr. Peter Kaskel (Idorsia)

© Thomas Kierok

ICD-11: Die Zeit ist reif für die Implementierung

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Idorsia Pharmaceuticals Germany GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Sie fragen – Experten antworten

Wie kann man Impfskeptiker überzeugen?

Lesetipps
Eine Kinderärztin hält im Rahmen einer Kinderimpfung gegen Meningokokken eine Spritze

© Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Neuerungen der STIKO-Impfempfehlungen

Meningokokken: Warum gerade Jugendliche geimpft werden sollten

Eine Ärztin führt eine körperliche Untersuchung bei einem Baby durch.

© Anna Ritter / stock.adobe.com

Sorgfältige Abklärung stets erforderlich

Hämatome bei Säuglingen: Immer Anzeichen für Kindesmisshandlung?