Stada ist wieder zuversichtlicher

Zwei Jahre hat Stada unter der schwachen Zahlungsmoral serbischer Großhändler gelitten. Für 2012 rechnet der Arzneimittelhersteller wieder mit einer "deutlichen Steigerung des ausgewiesenen Konzerngewinns".

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Hauptsitz der Stada AG im hessischen Bad Vilbel.

Hauptsitz der Stada AG im hessischen Bad Vilbel.

© Stada/Rolf Oeser

FRANKFURT/MAIN. Im zurückliegenden Geschäftsjahr konnte der hessische Generika- und Markenhersteller Stada nur nach Bereinigung seiner Kennzahlen um Einmaleffekte ein Gewinnwachstum ausweisen. Der Umsatz verbesserte sich um fünf Prozent auf 1,7 Milliarden Euro.

Der operative Gewinn nahm bereinigt um acht Prozent auf 257,6 Millionen Euro zu. Tatsächlich ausweisen musste Stada mit 120 Millionen Euro jedoch einen Rückgang um 26 Prozent. Beim Überschuss fiel die Differenz noch eklatanter aus.

Hätte sich bereinigt ein Plus von zehn Prozent auf knapp 147 Millionen Euro ergeben, waren es mit 22 Millionen Euro real 68 Prozent weniger als im Vorjahr. Trotz des drastischen Rückgangs sollen die Stada-Aktionäre eine Dividende erhalten. Der Vorschlag lautet 37 Cent je Stammaktie.

Lieferung an Kliniken nur gegen Sicherheiten

Bereits 2010 hatte Stada unter Zahlungsausfällen auf dem Balkan zu leiden gehabt. Damals betrug der Gewinneinbruch 30 Prozent.

Damit sich die Misere dieses Jahr nicht noch einmal wiederholt, distribuiert die serbische Tochtergesellschaft Hemofarm jetzt zunehmend selbst oder konzentriert den Zwischenhandel auf nachweislich liquide Abnehmer.

Kliniken würden nur noch "gegen verbindliche Bereitstellung von Sicherheiten" beliefert. Außerdem führe man "harte Verhandlungen" mit der serbischen Regierung, erklärte Konzernchef Hartmut Retzlaff bei Vorstellung der Bilanz in Frankfurt am Main.

Die Regierung hatte kürzlich zugesichert, für Lieferungen von Arzneimittelherstellern an staatliche Stellen im Zeitraum 2011 bis 2013 geradestehen zu wollen.

480 Millionen Euro Umsatz im Heimatmarkt

Stada Arzneimittel AG

Branche: Generika und nicht-rezeptpflichtige Markenprodukte

Sitz: Bad Vilbel

Geschäftszahlen 2011: Umsatz 1,7 Mrd. Euro (+ 5 %), davon Generika 1,2 Mrd. Euro (+ 6 %), Markenprodukte 0,47 Mrd. Euro (+ 11 %) Konzerngewinn 22 Mio. Euro (- 68 %)

Mitarbeiter: 7826 (Vorj.: 8080)

Wichtigste Produkte: Großes Generikasortiment (z. B. Stadapharm, Aliud), sowie OTCMarken, zum Beispiel Grippostad® Mobilat®, Ladival®

Schwierig, obgleich weniger verlustreich, war für Stada 2011 auch die Situation in Deutschland. Der Heimatmarkt ist mit einem Anteil von 28 Prozent am Konzernumsatz nach wie vor der mit Abstand größte Einzelmarkt für das Unternehmen.

Hier ging der Umsatz 2011 um sieben Prozent auf rund 480 Millionen Euro zurück.

Im Generikageschäft setzte Stada knapp 367 Millionen Euro um und büßte damit neun Prozent ein. Im stark saisonal beeinflussten Geschäft mit rezeptfreien Markenprodukten stagnierten die Verkäufe bei 112 Millionen Euro.

In Anbetracht der aktuellen Entwicklung im Erkältungs-Markt sowie der mengenmäßig guten Rabattvertragsbilanz rechnet man bei Stada damit, dass "für das deutsche Geschäft insgesamt eine moderate Wachstumschance besteht bei einer unverändert knapp unterhalb des Konzerndurchschnitts liegenden operativen Profitabilität".

"Wir legen bei Rabattverträgen nicht drauf", versicherte Konzernchef Retzlaff in diesem Zusammenhang, Bei allen Zuschlägen, die Stada erhalte, verdiene man "noch Geld". Die Margen seien zwar kleiner geworden, aber noch akzeptabel.

Generika und Übernahmen sind Wachstumstreiber

Retzlaff bekräftigte die Langfristprognose für den Konzern, bis 2014 mindestens 2,15 Milliarden Euro pro anno umzusetzen. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn nach Steuern soll dann mindestens 215 Millionen Euro erreichen.

Als Wachstumstreiber gelten sowohl neue Generika als auch Übernahmen. Osteuropa stehe weiterhin im Fokus des Akquisitionsinteresses. Auch Lateinamerika komme in Frage, jedoch seien die Preise dort momentan unangemessen hoch. Das Restrukturierungsprogramm "Stada build the future" soll einen weiteren Beitrag zur Verbesserung der Ertragslage leisten.

Wie Produktionsvorstand Dr. Axel Müller erklärte, könnte der Abbau von rund 800 Stellen, vor allem an ausländischen Standorten, schon dieses Jahr - und damit ein Jahr früher als ursprünglich projektiert - abgeschlossen werden.

Aktuell führe man zudem Gespräche über den Verkauf zweier russischer Produktionsbetriebe, die nicht mehr benötigt werden.

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