Unternehmen

Start-ups tasten sich auf Cannabis-Markt vor

Cannabis-Produkte liegen im Trend – immer öfter wagen auch Gründer den Schritt in den Markt. Beim Handel mit Cannabidiol fehlen allerdings noch Leitplanken. Anbieter und Kunden fordern mehr Klarheit.

Veröffentlicht:
Immer mehr Cannabis-Produkte drängen in den Markt – dabei ist die Verunsicherung in Starts-up noch hoch. Die Richtlinien sind komplex.

Immer mehr Cannabis-Produkte drängen in den Markt – dabei ist die Verunsicherung in Starts-up noch hoch. Die Richtlinien sind komplex.

© Tinnakorn Jorruang / Getty Images / iStock

Braunschweig/Berlin. Hanfaufstrich, Hanfsamenöl, Hanftee, Hanfmehl - die Liste der im Markt erhältlichen Hanfprodukte ist lang. Zunehmend entdecken nun auch Start-ups die Palette rund um die Hanfpflanze für sich.

„Fast jede zweite Woche erreichen uns Anfragen. Das sind mitunter Start-ups, die überlegen, was zu gründen“, sagt der Geschäftsführer des Branchenverbands Cannabiswirtschaft, Jürgen Neumeyer.

Unterscheiden muss man zwischen Produkten mit Cannabidiol (CBD), die keine berauschende Wirkung entfalten sollen, und solchen, die – etwa für medizinische Anwendungen wie Schmerzlinderung – einen höheren Gehalt Tetrahydrocannabinol (THC) haben.

Ein nicht-medizinisches Hanfprodukt darf in Deutschland nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit in Braunschweig nicht mehr als 0,2 Prozent THC enthalten. Es gibt zudem natürliche Produkte der Hanfpflanze wie Hanfsamen, die ohne größere Verarbeitung in Deutschland legal verkauft werden dürfen.

Öle werden verwendet, um besser schlafen zu können

Beim Pforzheimer Start-up Signature Products laufen besonders CBD-Öle auf Kokosöl-Basis gut, berichtet Gründer Florian Pichlmaier. Kunden bestellten solche Öle etwa, um besser schlafen zu können - Kundinnen hätten weniger Periodenschmerzen. Dass die Produkte auch Beschwerden lindern können, nimmt Pichlmaier durchaus an.

Offene Werbung mit medizinischen Heilversprechen sei verboten. Er glaube aber, dass sie bei CBD-Produkten auch nicht notwendig sei, erzählt der Gründer. Gerade Menschen, die auf Heilpraktiker schwörten und eher natürliche Heilwege suchten, würden darauf zurückgreifen.

Wirkungs-Forschung in den Kinderschuhen

Die Forschung zur Heilwirkung von CBD steckt allerdings noch in den Kinderschuhen. „Es ist mehr Aufklärung über die Produkte notwendig“, sagt Simone Graeff-Hönninger. Die Agrarwissenschaftlerin beschäftigt sich an der Universität Hohenheim mit dem Anbau verschiedener Nutzpflanzen – unter anderem auch Cannabis.

„Die Konsumenten hören überall, dass es gesund ist, und sind dadurch bereit, dafür mehr zu zahlen. Wie viel CBD letzten Endes in einem Produkt drin ist, um daraus auf eine mögliche Wirkung schließen zu können, bleibt häufig im Unklaren.“

Bei der Debatte um Regulierungen gehe es nicht um Cannabis als Droge, betont Verbandschef Neumeyer: „Die legale Wirtschaft mit Cannabis als Wirtschaftsgut wirft so viele Fragen auf, da ist die Legalisierung was ganz anderes.“

Geklärt werden müsse beispielsweise die Einstufung eines Produktes, wobei Kategorien oft nicht eindeutig seien. Ein Arzneimittel muss von Ärzten verschrieben werden, ein Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel ist frei erhältlich.

„Es ist ein komplexes Thema“

Nach Angaben des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit brauchen CBD-haltige Erzeugnisse entweder eine Zulassung als Arzneimittel oder als „neuartiges“ Lebensmittel. Dabei müsse auch garantiert werden, dass das jeweilige Produkt sicher ist.

„Neuartige Lebensmittel“ werden von der EU-Kommission gemäß der gleichnamigen Verordnung (2015/2283) als „Novel Food“ gekennzeichnet. Eine solche Zulassung für ein CBD-Produkt ist dem Bundesamt bisher nicht bekannt. Ob ein Produkt in den Markt darf, entscheiden letzten Endes aber auch die Gewerbeaufsichten der Länder.

„Es ist ein komplexes Thema und aktuell Gegenstand vielfältiger Diskussionen“, heißt es bei der niedersächsischen Gewerbeaufsicht. „Die Produkte sind im Einzelfall zu beurteilen“, so eine Sprecherin. „Je nach Fallgestaltung können verschiedene Rechtsgebiete berührt sein. Hierzu zählen das Lebens-, Arznei- und Betäubungsmittelrecht, aber auch die Vorschriften für Kosmetika oder Medizinprodukte.“ (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

EU-Pharma-Regulierung: Impulse für Deutschland

Der Stand der Europäischen HTA-Regulation

Kooperation | Eine Kooperation von: AbbVie Deutschland, DAK Gesundheit, MSD Sharp & Dohme, Novo Nordisk, Roche Pharma, vfa und Xcenda
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Manchmal kommt Künstliche Intelligenz ziemlich abstrakt daher. Doch es gibt zunehmend auch konkrete Anwendungen, sogar für Arztpraxen.

© 3dkombinat - stock.adobe.com

Praxisorganisation

Mit KI zu mehr Entlastung fürs Praxisteam

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Drei alltagstaugliche Techniken

Schlagfertiger werden: Tipps für das Praxisteam

„Ich mag es, wenn viel los ist“

Ärztin, Mutter, Forscherin: Diana Ernst tanzt gerne auf vielen Hochzeiten

Lesetipps
Ein Vater und seine Tochter sitzen am Steg eines Badesees

© Patrick Pleul/dpa

Epidemiologisches Bulletin

Steigende Temperaturen sorgen für Ausbreitung von Vibrionenarten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

© Porträt: BVKJ | Spritze: Fiede

Sie fragen – Experten antworten

Perianale Herpesinfektion: Bietet sich da eine Impfung an?

Kein Weg zurück? Für die Atemwegsobstruktion bei COPD gilt dies seit einiger Zeit – laut GOLD-COPD-Definition – nicht mehr.

© Oliver Boehmer / bluedesign / stock.adobe.com

Lungenerkrankung

COPD: Irreversibilität nicht akzeptiert!