Priscus-Liste

Studie zeigt Einsatzgrenze

Die Priscus-Liste kann ein hilfreiches Kontrollinstrument bei Arznei-Verordnungen für alte Patienten sein, hat aber Grenzen.

Veröffentlicht:

HAMBURG. Die Priscus-Liste, die Ärzten als Kontrollinstrument zur Vermeidung inadäquater Medikamente (PIM) bei älteren Patienten dienen soll, wird in der Praxis "nicht immer den realen Behandlungssituationen und -bedürfnissen der Patienten gerecht".

Darauf hat Nadine Quindt von der Abteilung Allgemeinmedizin der Medizinischen Fakultät der TU Dresden hingewiesen. Dabei sind in einer qualitativen Studie bei sieben Hausärzten die Daten von 1280 Patienten, die im Schnitt 75 Jahre alt gewesen sind, ausgewertet worden.

Die Patienten hatten mindestens zwei Dauerdiagnosen und bekamen mindestens zwei Medikamente dauerhaft verordnet. Für das Projekt wurden Krankenakten aus dem Jahr 2012 retro-spektiv analysiert.

Fast jeder vierte Patient (23,4 Prozent) der ausgewerteten Patienten erhielt im Rahmen der Dauertherapie mindestens einen Priscus-Wirkstoff und damit ein oder mehrere inadäquate Medikamente verabreicht. Fast die Hälfte dieser PIM-Verordnungen betraf Sedativa (48,3 Prozent), 14,7 Prozent entfielen auf Antihypertensiva.

Bei den qualitativen Interviews mit den Hausärzten wurden laut Quindt die "Einsatzgrenzen" der Liste deutlich. Priorität für die Hausärzte hat dabei die Lebensqualität der Patienten, die nicht immer mit den Vorgaben aus der Priscus-Liste in Einklang zu bringen sind.

Generell beklagten die Hausärzte auch unzureichende "Medikationsalternativen" zur Priscus-Liste, die immer wieder zu - auch von Fachärzten vorgegebenen - PIM-Verordnungen führen.

Zudem, so Professor Andreas Sönnichsen von der Universität Witten/Herdecke, gebe es bisher "keine Studienevidenz" für die Liste. Deshalb sei es zu tolerieren, wenn erfahrene Hausärzte Verordnungen stärker auf den individuellen Behandlungsfall ausrichten. Der Name Priscus leitet sich aus der Zugehörigkeit des Projekts zum Forschungsverbund Priscus (lateinisch: altehrwürdig) ab. (ras)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Eszopiclon verbesserte signi?kant beide polysomnographisch bestimmten primären Endpunkte: Schla?atenz (a) und Schlafe?zienz (b)bei älteren Patienten mit chronischer primärer Insomnie (jeweils p0,05)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziet nach [20]

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen bei älteren Menschen

Schlafstörungen können typische Altersprozesse triggern und verstärken

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: HENNIG Arzneimittel GmbH & Co. KG, Flörsheim
Mehr als Schutz für die Atemwege

© Springer Medizin Verlag GmbH

Influenza-Impfung

Mehr als Schutz für die Atemwege

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Prof. Dr. Sylvia Kotterba

© [M] Privat; dule964 / Fotolia; alice_photo / Fotolia

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Krankhaft müde: Welche Folgen kann das für Betroffene haben?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Jazz Pharmaceuticals Germany GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Nachgefragt bei Kammern und KVen

Dass Behandlungen abgelehnt werden, kommt selten vor

Zwei Phase-III-Studien gescheitert

Semaglutid wirkt nicht gegen Alzheimer

Lesetipps
Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an