Medizinstudium

Tablet-PC für bessere Examina

Medizinstudenten und Assistenzärzte, die am Patientenbett und Schreibtisch mit Hilfe eines Tablets sofort auf Informationen zugreifen können, verbessern ihre Examensergebnisse. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung der Berliner Charité.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:

BERLIN. Vier Jahre lang, zwischen 2008 und 2012, untersuchten Wissenschaftler um Professor Daniel Baumgart von der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie der Berliner Charité, ob und welchen Einfluss der Einsatz von tragbaren Computern auf die Aus- und Weiterbildung von Ärzten hat.

Dazu bekamen einige Studenten im Praktischen Jahr und Assistenzärzte für die Dauer ihrer Rotation Tablet-PC, durch die sie während der Behandlung von Patienten nicht nur Zugriff auf das "Profiwerkzeug", die medizinische Arbeitsplatzfunktionalität für die Klinikroutine, hatten, sondern auch auf multimediale Lernsoftware. Darin gebündelt waren eBooks und eJournale, die zum Beispiel vom Wissenschaftsverlag Springer zur Verfügung gestellt wurden, sowie Diasätze, Videos, Podcasts oder Animationen.

Digitaler Workflow überzeugt

Die Kontrollgruppe war dagegen auf die herkömmlichen Lernressourcen angewiesen. Statt ein paar Mausklicks auf dem Tablet-PC zu machen, musste sie sich selbst die nötige Literatur zusammensuchen, ob in der Bibliothek oder im Internet.

Beide Gruppen wurden zu Beginn und am Ende ihrer Rotation examiniert. Bei der zweiten Prüfung schnitten die Studenten und Assistenzärzte, die jederzeit das Tablet nutzen konnten, um elf Prozent besser ab als ihre Kollegen ohne dauerhafte Anbindung an die digitale Lernsoftware. "Wir konnten zeigen, dass sich die Examensergebnisse in der Inneren Medizin unabhängig von soziodemografischen Faktoren verbesserten. Dabei bewerteten die Teilnehmer vor allem die Integration eines voll digitalen Workflows für klinische Routine und Fortbildung als positiv", sagt Daniel Baumgart.

Warum die Tablet-Nutzer besser abschnitten, das können die Wissenschaftler nur vermuten. Aus Datenschutzgründen durften sie kein User-Tracking vornehmen, also nicht untersuchen, welche Ressourcen genau die Teilnehmer nutzten oder wie oft oder lange sie das Tablet in Gebrauch hatten. Sicher habe eine gewisse Begeisterung eine Rolle gespielt, so Baumgart.

Möglich ist auch, dass der so genannte "Hawthorne-Effekt" griff: Dass Teilnehmer ihr Lernverhalten veränderten oder verbesserten in dem Bewusstsein, dass sie nun beobachtet wurden. Die Technikaffinität war in beiden Gruppen jedenfalls gleichermaßen ausgebildet.

Größere Studie soll folgen

Daten von 55 Teilnehmern werteten die Wissenschaftler aus. Die kleine Studie soll nur den Anfang zu einer größer angelegten Untersuchung machen. Zukünftige Projekte sollen die Ergebnisse international und multizentrisch validieren, heißt es aus der Charité. Baumgart zieht dennoch jetzt schon den Schluss, dass der Einsatz multimedialer Lehre in die Curricula aufgenommen werden sollte. So könnten Patienten indirekt von besser aus- und fortgebildeten Ärzten profitieren.

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