MedTech

Ungewöhnliche Innovationskooperation

In der Zusammenarbeit mit einem Automobil- und  Industriezulieferer hat ein Medizintechnikanbieter eine innovative CT-Technik für Kliniken entwickelt. Jeder Partner konzentriert sich auf seine Kernkompetenzen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Im Uniklinikum Frankfurt steht ein auf Schienen fahrbarer Computertomograph. Das Gerät kann in zwei Räumen genutzt werden, sowohl im Raum für Routinescans als auch im Schockraum.

Im Uniklinikum Frankfurt steht ein auf Schienen fahrbarer Computertomograph. Das Gerät kann in zwei Räumen genutzt werden, sowohl im Raum für Routinescans als auch im Schockraum.

© Tilman Weishart/Siemens

HOMBURG/SAAR. Innovationen in der Medizintechnik erfordern teils auch ungewöhnliche Ansätze und Partnerschaften.

Jüngstes Beispiel dafür ist die Kooperation des Automobil- und Industriezulieferers Schaeffler mit dem Medizintechnikhersteller Siemens Healthcare bei Fahrsystemen für Computertomographen (CT), so genannten Sliding Gantries.

"Während bei einem Computertomographen normalerweise der Patient mit der Liege durch das Gerät fährt, bewegt sich beim Sliding Gantry CT das Gerät während der Bildgebung über den Patienten, der auf einem fest eingestellten Tisch liegt, zum Beispiel bei einer Operation. Das ermöglicht neue Nutzungsmöglichkeiten, besonders für die therapeutische Bildgebung", erläuterte Dr. Christoph Dickmann von Siemens Healthcare vor Kurzem am Schaeffler-Lineartechnik-Standort in Homburg/Saar die Grundidee der Sliding Gantry.

Darüber hinaus könne das CT in zwei Räumen mit zwei ortsfesten Patientenliegen eingesetzt werden, zwischen denen der Scanner verfahren werden kann.

Durchsatz lässt sich erhöhen

Professor Wolfgang Reith vom Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg hob laut Schaeffler den großen wirtschaftlichen Fortschritt für die Kliniken hervor: "Die Sliding Gantry ermöglicht es in dieser Form das erste Mal, einen einzigen Tomographen abwechselnd in zwei Zimmern einzusetzen. Der Durchsatz lässt sich erhöhen und für Notfälle steht jederzeit ein Schock- bzw. Interventionsraum mit CT bereit, ohne dass der geplante, klinische Alltag ins Stocken gerät", so der Direktor der Klinik für Diagnostische und Interventionelle Neuroradiologie.

Bei der Entwicklung des CT-Fahrsystems hätten beide Unternehmen ihre Kernkompetenzen zusammengebracht: Siemens Healthcare habe sich auf CT-Gerät, Bildgebung und Scannersteuerung konzentriert, Schaeffler auf die mechantronische Linearsystemlösung beim Fahrsystem.

"Mit der Übertragung der gesamten Lineartechnik an Schaeffler ging auch die Komplexität der dreidimensionalen Raumanpassung der Gantry in den Krankenhäusern in unsere Verantwortung über, wie beispielsweise die Längenvariabilität am Boden und an der Decke, die Anpassung an die Deckenhöhe und an den Bodenaufbau sowie die teleskopierbare Kabelsäule in mehreren Ausführungen", verdeutlichte Henning Dombek, Leiter Systemlösungen bei Schaeffler Lineartechnik.

Ziel der beiden Entwickler-Teams sei ein All-inclusive-Paket für die Sliding Gantry gewesen, das die Logistik für Siemens und für den Projektleiter möglichst einfach machen sollte.

Die Entwicklungszeit für die Sliding Gantry habe nur ein Jahr gedauert. Jedes CT-Fahrsystem stelle für sich ein individuelles Einzelstück dar, generiert aus einem Serien-Baukasten mit 1600 möglichen Varianten.

Für Schaeffler habe sich die Herausforderung gestellt, trotz der hohen Varianz, dem Umfeld einer Baustelle und dem gesteckten Kostenrahmen eine Serienlösung zu entwickeln.

Vorbild für andere Kooperationen

Die konstruktive aber auch logistische Aufteilung in das Kernprodukt des Maschinenherstellers und in ein funktionsfertiges Linearsystem ist laut Schaeffler auch ein Modell für andere Maschinentypen, die erst beim Endkunden komplett aufgebaut werden können.

Es entlaste den Maschinenhersteller von der Handhabung, Vormontage und Einstellung der Linearsystem-Komponenten im eigenen Werk, entlastet den Warenein- und -ausgang und vereinfache den Versand.

Für den Projektleiter vor Ort reduziere sich die Logistik auf ein Minimum, er könne sich auf den termingerechten Aufbau der vormontierten Subsysteme konzentrieren.

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