KBV-Vertreterversammlung

Vertragsärzte warnen vor Kostenlawine durch Digitalisierung

Mit der Telematikinfrastruktur ist die Digitalisierung für die Arzpraxen nicht zu Ende. 2020 werden weitere Investitionen fällig.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:

Berlin. Strenge Sicherheitsanforderungen des Gesetzgebers zwingen die Praxisinhaber zu Investitionen. Dafür hat die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in ihrer jüngsten Sitzung einen Ausgleich gefordert.

Mit dem „Digitale Versorgung Gesetz“ (DVG) hat der Gesetzgeber die KBV aufgefordert, gemeinsam mit dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bis Mitte 2020 eine für die Praxen verbindliche IT-Sicherheitsrichtlinie zu schaffen.

„Es ist zu erwarten, dass deshalb im nächsten Jahr eine Kostenlawine auf die Praxen zurollen wird“, heißt es im Beschlusstext, der bei einer Enthaltung angenommen worden ist.

Diese Ausgaben sollen durch einen Investitionszuschlag ausgeglichen werden. Das könne analog zum Verfahren der Finanzierung der Telematik Infrastruktur geschehen. Alternativ schlägt die KBV-VV Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband darüber vor.

Sorge um Sicherheit von Daten

Die Vertragsärzteschaft sorgt sich um die Sicherheit auch von elektronisch verschickten Daten, zum Beispiel der eAU an die Arbeitgeber. „Elektronische Direktverbindungen ohne Zwischenschalten einer vertrauenswürdigen Datenaustauschebene stellen datenschutztechnisch und strategisch ein Risiko dar“, heißt es im Beschlusstext.

Die KBV-VV hat den Vorstand daher aufgefordert, sich für eine von den Ärzten kontrollierte elektronische lokale Datendistributionsstelle einzusetzen.

Die mit dem DVG eingeführte „App auf Rezept“ hat auch die KBV-VV beschäftigt. Sie hat den Vorstand damit beauftragt, den Einsatz elektronischer Medien auf den für Vertragsärzte und -psychotherapeuten entstehenden Zeitaufwand hin abzuklopfen.

Der Vorstand solle sich zudem dafür einsetzen, dass auch für Apps, deren Kosten die Kassen übernehmen, die selben Anforderungen gelten sollen wie für Medikamente, also ein Nachweis von medizinischem Nutzen, Notwendigkeit und Wirtschaftlichkeit sowie einer Verordnung durch den Arzt oder Psychotherapeuten.

Die KBV-VV hat den Gesetzgeber und das Gesundheitsministerium aufgefordert, das Speichern von Patientendaten höchsten Sicherheitsanforderungen zu unterwerfen. Gesundheits-Apps dürften keinerlei Nutzerdaten über hinter der originären Anwendung liegende Infrastrukturen weitergeben.

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Verschiedene Gesichter

© Robert Kneschke / stock.adobe.com / generated with AI

Seltene Erkrankungen

GestaltMatcher – Per Gesichtsanalyse zur Orphan Disease-Diagnose

Künstliche Intelligenz gilt auch in der Medizin als Schlüsseltechnologie, mit deren Hilfe zum Beispiel onkologische Erkrankungen stärker personalisiert adressiert werden könnten.

© Kanisorn / stock.adobe.com

EFI-Jahresgutachten 2024 übergeben

KI: Harter Wettbewerb auch in der Medizin

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

Dr. Iris Dötsch Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologin und Ernährungsmedizinerin hat die Hauptstadtdiabetologinnen, eines neues Netzwerk für Frauen in der Diabetologie, gegründet.

© snyGGG / stock.adobe.com

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen