Praxisbewertung

Warum Morgenpatienten Ärzten bessere Noten erteilen

Topbewertungen für Arztpraxen werden am ehesten von Patienten vergeben, die morgens für die erste Stunde einbestellt sind. Eine Studie liefert Erklärungsversuche.

Von Beate Schumacher Veröffentlicht:
Wie verändert sich das Verhalten des Praxisteams im Laufe des Tages?

Wie verändert sich das Verhalten des Praxisteams im Laufe des Tages?

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Das Wichtigste in Kürze

  • Frage: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Dauer der Sprechstunde und Zufriedenheit der Patienten?
  • Antwort: Die Zufriedenheit mit der Praxis sinkt im Verlauf des Tages.
  • Bedeutung: Wahrscheinlich führt die Arbeitsbelastung dazu, dass sich Verhalten von Ärzten und Praxismitarbeitern über den Tag verändern.
  • Einschränkung: Nur ein kleiner Teil der Patienten hat die Fragebogen beantwortet; keine Angaben zum Grund des Arztbesuchs.

Rochester. Topbewertungen für Arztpraxen werden am ehesten von Patienten vergeben, die morgens für die erste Stunde einbestellt sind. Danach geht die Wahrscheinlichkeit für Bestnoten ziemlich kontinuierlich zurück, mit Ausnahme eines geringfügigen Aufschwungs kurz vor und nach der Mittagspause.

Das haben Forscher der Mayo-Klinik in Rochester festgestellt (J Gen Intern Med 2019; online 13. September). Sie haben Daten von vier Praxen der Primärversorgung ausgewertet, in denen die Patienten routinemäßig nach ihren Praxiserfahrungen befragt werden.

80 Prozent bewerten mit Sehr gut

3172 Patienten, das waren 14 Prozent, hatten den Fragebogen beantwortet. Von ihnen hatten 80 Prozent angegeben, dass sie die jeweilige Praxis als sehr gut weiterempfehlen würden. In der letzten Stunde vor dem abendlichen Praxisschluss lag die Wahrscheinlichkeit für eine solche Beurteilung allerdings um 45 Prozent niedriger als morgens in der ersten Stunde.

Dieser Unterschied blieb auch dann nahezu unverändert bestehen, wenn die vom Patienten angegebene Wartezeit in der Analyse berücksichtigt wurde. Patienten, die exzellente Bewertungen erteilten, waren außerdem im Durchschnitt etwas älter, eher männlich, eher verheiratet, hatten einen höheren Bildungsgrad und eine höhere Komorbidität. All diese demografischen Unterschiede waren bei den Berechnungen berücksichtigt worden.

Was Ärzte später am Tag anders machen und Patienten wahrnehmen

Die über den Tag nachlassende Zufriedenheit der Patienten dürfte nach Ansicht der Autoren um Lindsey Philpot „vorrangig mit Verhaltensänderungen bei den Mitgliedern des Praxisteams in Verbindung stehen“. Solche tageszeitabhängigen Veränderungen sind in der Literatur beschrieben: Gegen Ende der Sprechstunde verordnen Hausärzte zum Beispiel mehr Antibiotika, gleichzeitig impfen sie weniger und schicken die Patienten seltener zu Krebsfrüherkennungsuntersuchungen.

Als Ursache vermuten die Autoren „die Erschöpfung der Ärzte aufgrund der kognitiven Belastung“, die mit der Zahl der Patienten und durch Rückfragen und Anrufe im Laufe des Tages zunehme.

Die Aussagekraft der Studie ist dadurch limitiert, dass nicht berücksichtigt werden konnte, ob und wie sich der Anlass des Arztbesuchs auf die Erfahrung der Patienten auswirkte. Außerdem kann die freiwillige Teilnahme nur eines kleinen Teils der Patienten einen Selektionsbias erzeugt haben.

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