Fast Food

Werbung ist stärker als das Vorbild der Eltern

Margarethe UrbanekVon Margarethe Urbanek Veröffentlicht:

Berlin. Werbung für Fast Food beeinflusst das Ernährungsverhalten von Kindern und Jugendlichen enorm. Das zeigt eine Langzeitstudie mehrerer US-Universitäten mit 624 Kindern. Demnach essen Kinder, die entsprechende Werbung sehen, rund doppelt so häufig Fast Food, wie Kinder ohne derartigen Werbeeinfluss, wenn sie von zu Hause den Konsum von Fast Food nicht gewohnt nicht. Konsumierten die Eltern hingegen regelmäßig Fast Food, machte Werbung keinen Unterschied – die Kinder griffen ohnehin häufig zu Burger & Co. Für die Studie wurden Familien ein Jahr lang begleitet.

Die Wissenschaftler leiteten anhand von Fragebögen ab, welche TV-Sendungen die Kinder schauten. Die Forscher berechneten daraus durch einen Abgleich mit Programmaufzeichnungen, wie viel an Kinder gerichtete Fast Food-Werbung für McDonald’s die Kinder wahrgenommen hatten.

Die Ergebnisse der US-Studie alarmieren auch die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK). „Die Ergebnisse zeigen, dass Werbung Kinder sogar stärker beeinflussen kann als das gute Vorbild der Familie“, kommentiert Barbara Bitzer, DANK-Sprecherin und Geschäftsführerin der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Es ist nicht hinnehmbar, dass so alle Bemühungen von Eltern und Pädagogen für eine gesunde Kinderernährung zunichte gemacht werden.“

In Deutschland werden immer wieder Forderungen laut, an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Nahrungsmittel zu verbieten. Jüngst erst forderte Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, „ein Werbeverbot für sogenannte Kinderlebensmittel, die es ja tatsächlich nicht gibt.“ Die bunten Verpackungen weckten fälschlicherweise den Eindruck, die beworbenen Lebensmittel seien gesund. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich bereits 2016 in einer Leitlinie gegen Werbung für Kindernahrungsmittel ausgesprochen und kürzlich deren mangelhafte Umsetzung kritisiert.

Der DANK passiert auf politischer Ebene hinsichtlich eines Werbeverbots zu wenig. Zwar finde es Erwähnung in der Nationalen Reduktionsstrategie des Bundesernährungsministeriums, deren Ziel es ist, bis 2025 allmählich gesündere Rezepturen für Fertigprodukte durchzusetzen, doch passiert ist bisher noch nichts. „Wir erwarten, dass Ministerin Klöckner in der zweiten Hälfte der Legislaturperiode ein Verbot für an Kinder gerichtete Werbung für ungesunde Produkte vorantreibt“, fordert Bitzer. (mu)

Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert