Kommentar zur IGeL-Kritik

Wie ein Stehaufmännchen

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:

Es ist mal wieder Ärztetag - und alle relevanten Medien in Deutschland entdecken die Spezies Vertragsarzt für sich. Das ist - für interessierte Kreise - genau der richtige Zeitpunkt, um medial wirksam mal wieder angebliche Missstände beim Anbieten von Selbstzahlerleistungen in der Vertragsarztpraxis zur Kenntnis gelangen zu lassen.

Jüngstes Beispiel ist die vernichtende IGeL-Kritik des Verbandes der Ersatzkassen, der die Tageszeitung "Die Welt" als Transmissionsriemen in die mediale Öffentlichkeit genutzt hat.

Mit immer neuen Schwerpunktfindungen - also der Kunstfertigkeit und Sturheit eines Stehaufmännchens - schaffen es IGeL-Kritiker stets wieder, Ärzte, die Selbstzahlerleistungen anbieten, an den Pranger zu stellen.

Sie blenden dabei, so hat es zumindest den Anschein, völlig aus, dass diese Leistungen medizinisch sinnvoll sein können, obwohl sie nicht Bestandteil des GKV-Leistungskataloges sind.

Auch interessiert sie offenbar nicht, dass viele Patienten durchaus kritisch die Vor- und Nachteile sowie die Kostenbelastung der eigenen Tasche nach individuellen Kriterien abwägen und - ganz im Sinne der zehn IGeL-Gebote des 109. Deutschen Ärztetages in Magdeburg - eine Entscheidung für oder gegen bestimmte IGeL treffen.

Lesen Sie dazu auch: vdek kritisiert Ärzte: Werden IGeL zu aggressiv beworben?

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 28.05.201317:11 Uhr

Voll krass?

Es ist völlig deplatziert, dass die neue vdek-Chefin und Juristin Ulrike Elsner, die sich angeblich auch als ehrenamtliche Richterin am Bundessozialgericht betätigt, die Zeitung ''DIE WELT'' als Forum für sachlich und fachlich falsche Populismen missbraucht: "Wir brauchen keine IGeL-Leistungen". Alles, was medizinisch notwendig ist, wird auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt", bedeutet eine krasse Unkenntnis der Leistungsausschlüsse und -Einschränkungen des Fünften Sozialgesetzbuches. Vielen Sozialrechts-Experten/-innen sind zusätzlich Restriktionen des Gemeinsamen Bundesausschusses der Ärzte und Krankenkassen (G-BA) geläufig.

Es mag viele unseriöse IGeL-Angebote und aggressive Verkaufsförderung in manchen (Fach-)Arztpraxen geben. Aber wie im "IGeL-Monitor" der Medizinische Dienst beim Spitzenverbands Bund (SpiBu) der GKV-Kassen mit "Steckbriefen" hantiert und z. B. Ultraschall-Früherkennungsmaßnahmen zum Ausschluss von Ovarialkarzinomen verteufelt werden, während sich gleichzeitig BRCA-1- und BRCA-2-Trägerinnen bei berechtigter Brustkrebs-Angst zur prophylaktischen Mastektomie entschließen, passt einfach nicht mehr zusammen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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