Bei einem Mangel an Alpha-1-Antitrypsin muß Rauchen tabu sein

WIEN (sto). Der Alpha-1-Antitrypsinmangel (AAT-Mangel) ist die häufigste Erbkrankheit in Nord- und Mitteleuropa. Den Betroffenen sollte vom Rauchen besonders eindringlich abgeraten werden. Denn Raucher mit AAT-Mangel bekommen fast sicher ein Lungenemphysem zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr.

Veröffentlicht:

Die beiden häufig auftretenden pathogenen Mutationen bei AAT-Mangel werden als Z- und S-Mutationen bezeichnet. Die Z-Variante, die vor allem bei Nord- und Mitteleuropäern vorkommt, führt meist zu schweren Krankheitsverläufen. Die Prävalenz für Z-Mutationen liegt bei Neugeborenen bei etwa eins zu 3500.

Bei Kindern kann sich ein AAT-Mangel als Lebererkrankung, bei jungen Erwachsenen als Emphysem und bei Älteren als Leberzirrhose manifestieren. Besonders gefährdet für ein Emphysem sind Raucher mit einem schweren Alpha-1-Antitrypsinmangel.

Fast alle Raucher mit AAT-Mangel entwickeln zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr eine obstruktive Atemwegserkrankung, berichtete Professor Erich Russi von der Universität Zürich beim Jahreskongreß der European Respiratory Society (ERS) in Wien.

Die Lebenserwartung der Betroffenen sei um Jahre geringer. Andererseits entwickeln Nicht-Raucher mit einem AAT-Mangel zwar auch eine Lungenerkrankung, jedoch später als Raucher. Und sie haben meist eine nahezu normale Lebenserwartung, sagte Russi.

Alpha-1-Antitrypsin schützt die Lunge vor der körpereigenen Leuko-zytenelastase, die von Granulozyten bei bakteriellen Infektionen oder zum Abbau von Fremdpartikeln in der Lunge produziert wird. Bei Rauchern mit einem AAT-Mangel kommt eine Entzündung überwiegend in den unteren Lungenbereichen vor. Die Folge sind ein Verlust der Lungen- elastizität, Überdehnung der Alveolarwände und Verlust von Lungenbläschen. An einem solchen Emphysem sterben etwa 60 Prozent der Patienten.

Vor diesem Hintergrund sollte zwi-schen einem AAT-Emphysem und dem Raucher-Emphysem unterschie-den werden, meinte Russi bei einem Symposium von Bayer HealthCare. Menschen mit einem AAT-Mangel seien vermehrt anfällig für bakterielle Infektionen und akute Exazerbationen einer Bronchitis.

Eine retrospektive Studie lege den Schluß nahe, daß sich durch Therapie mit Alpha-1-Antitrypsin die Zahl der Exazerbationen möglicherweise verringern läßt. Dadurch werde auch eine Stabilisierung der Lungenfunktion erreicht, so Russi.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Geriatrische Syndrome

COPD bei älteren Patienten – darauf sollten Sie achten

Kommentar zu COPD im Alter

Alt und lungenkrank

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!