"Magen-Op kein Allheilmittel gegen Diabetes"

Die meisten Typ-2-Diabetiker könnten mit einer Magen-Operation von Stoffwechselschäden befreit werden, glauben Chirurgen. Jetzt meldet sich die Deutsche Diabetes-Gesellschaft zu Wort - und widerspricht.

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Laparoskopischer Eingriff: Viele Ärzte sehen Magenoperationen gegen Typ-2-Diabetes skeptisch.

Laparoskopischer Eingriff: Viele Ärzte sehen Magenoperationen gegen Typ-2-Diabetes skeptisch.

© Cosmic / fotolia.com

BERLIN (eb). Beim 16. Weltkongress der internationalen Vereinigung für Adipositas- und metabolische Chirurgie (IFSO) waren vielversprechende Daten zu den Verfahren vorgestellt worden.

Nach Angaben der Expertengruppe "Metabolische Chirurgie" werden durch Magenoperationen 70 Prozent der extrem Übergewichtigen von Stoffwechselschäden befreit.

Chirurgen wollen nicht nur adipöse Typ-2-Diabetiker operieren

Jährlich kämen 20.000 Menschen in Deutschland für einen solchen Eingriff infrage. Die Protagonisten der operativen Verfahren möchten die Eingriffe aber nicht nur auf extrem adipöse Menschen beschränken.

"Die metabolischen Effekte der chirurgischen Intervention sollten nicht nur bei adipösen Typ-2-Diabetikern, sondern beispielsweise bereits bei Patienten mit einem BMI von unter 30 genutzt werden", so die Expertengruppe.

DDG widerspricht

Dieser Forderung widerspricht die DDG: "Hierfür liegen bislang keine wissenschaftlich hochwertigen Studien vor, die bei Diabetes-Patienten mit einem BMI von 30 bis 35 chirurgische Maßnahmen mit einer optimalen konservativen medikamentösen Therapie vergleichen", erläutert Fritsche.

Derzeit sei noch nicht abzusehen, ob operierte Diabetes-Patienten langfristig besser, komplikationsärmer und länger leben.

Abgesehen vom Risiko solcher Eingriffe seien deren Nebenwirkungen beträchtlich: Sie reichen von Vitaminmangel, Unterzuckerungen bis hin zu Depressionen mit erhöhter Suizidrate.

Nur Zweijahres-Daten und keine langzeitige Studie

Auch Aussagen wie "die metabolische Chirurgie bringt bis zu 70 Prozent adipöser Diabetes-Patienten in Remission" tritt der DDG-Pressesprecher entgegen: "Eine Remission wird häufig dadurch definiert, dass die Insulintherapie vorübergehend abgesetzt werden kann", beschreibt Fritsche.

Die Zahlen stammen aus der schwedischen SOS-Studie. Dies sind jedoch nur Zweijahres-Daten nach Magenbypass-Operation.

Unveröffentlichte Daten über mehr als zehn Jahre der Studie zeigten jedoch: Langfristig bräuchten die Patienten wieder Insulin, so Fritsche, und sie nähmen auch wieder zu.

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Kommentare
Dr. Rudi Röslen 08.09.201109:18 Uhr

MagenOP als Diabetestherapie

Im gleichen Absatz Aufruf zur Hungerhilfe Ostafrika, ich denke hier ist
der Kommentar überflüssig.

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