Kommentar
Sonne ohne Sicherheit
Die Sonne auf Knopfdruck holen sich über zehn Millionen Deutsche - gegen die Tristesse des Winters oder zum Vorgrillen im Frühling. Die Gegner verteufeln das Stück Mallorca auf drei Quadratmetern, indem sie Hautkrebs, Verbrennungen, vorzeitige Alterung und Augenschäden ins Feld führen.
Doch sie haben wenig Chancen gegen die Überzeugung, Bräune sei ein Zeichen von Gesundheit, wie einer Emnid-Umfrage zufolge ein Viertel der Bevölkerung glaubt. Die Betreiber schwärmen von "biopositiven" Wirkungen auf Stoffwechsel und Gemüt. Ihr größter Trumpf: Sonnenbaden liefere Vitamin D, woran es vielen Menschen vor allem von Oktober bis März mangele. Und Vitamin D schütze vor Osteoporose und Krebs innerer Organe. Norwegische Forscher wagten gar die These, die Vorteile von UV-Licht überwiegen das Hautkrebsrisiko.
Da mag ja etwas dran sein, aber die Solarien-Branche bringt sich in Verruf. Durch die Ergebnisse der Hamburger Ärzte-Umfrage etwa oder Testbesuche von ARD-Mitarbeitern: Sie erhielten kaum Beratung, nur einmal Schutzbrillen, die empfohlene Bräunungszeit war zu lang. Deshalb: Erst wenn auch das letzte Sonnenstudio die Sicherheitskriterien erfüllt, kann man über den Nutzen erneut verhandeln.
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