Wundbehandlung

Johanniskrautöl bei leichten Verbrennungen

Die Wundbehandlung ist eine Domäne der Phytotherapie. Wichtig ist jedoch die genaue Kenntnis der Differenzialtherapie, denn: Nicht jede Pflanze taugt für jede Wunde.

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Verbrennungen ersten bis zweiten Grades können phytotherapeutisch behandelt werden.

Verbrennungen ersten bis zweiten Grades können phytotherapeutisch behandelt werden.

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Eine Behandlung mit Phytopharmaka ist bei oberflächlichen Wunden zur alleinigen, bei tiefen Wunden zur adjuvanten Therapie geeignet, berichtet Professor Karin Kraft von der Universität Rostock (hautnah dermatologie 2013; 29 (3): 166-168).

Bei nässenden Wunden könne eine Monotherapie ausreichend sein, bei infizierten Wunden sei eine adjuvante Therapie möglich.

Verbrennungen ersten bis zweiten Grades könnten phytotherapeutisch behandelt werden, wenn sie weniger als fünf Prozent der Körperoberfläche betreffen.

Bei Ulcera cruris ist nach Angaben von Karin Kraft, die an der Universität Rostock den Lehrstuhl für Naturheilkunde innehat, eine adjuvante Therapie ergänzend zu kausalen Maßnahmen sinnvoll. Bei der Dekubitustherapie eignen sich nur kleine bis mittelgroße Ulzera zur Behandlung mit Phytopharmaka, pflanzliche Arzneimittel können jedoch auch erfolgreich zur Prävention eingesetzt werden.

Wirkungsweise der Phytopharmaka

Die zur Wundbehandlung verwendeten pflanzlichen Drogen zeichnen sich durch die Kombination von mehreren erwünschten Wirkungen aus:

Johanniskrautöl, Kamillen- und Ringelblumenblüten, Zauberstrauchrinde und -blätter wirken antiphlogistisch, Kamillen- und Ringelblumenblüten granulationsfördernd, Johanniskrautöl, Kamillen- und Ringelblumenblüten antibakteriell und purpurfarbenes Sonnenhutkraut immunstimulierend. Bei den antibakteriellen Wirkungen trete keine sekundäre Resistenz ein, erinnert Karin Kraft.

Die erwähnten pflanzlichen Drogen werden differenzialtherapeutisch eingesetzt. Die Expertin aus Rostock:

- Bei oberflächlichen Wunden verwendet man Kamillenblüten oder Zauberstrauchblätter und -rinde,

- bei tiefen Wunden Kamillen- oder Ringelblumenblüten,

- bei infizierten und nässenden Wunden Kamillenblüten oder Zauberstrauchblätter und -rinde,

- bei schlecht heilenden Wunden Ringelblumenblüten und purpurfarbenes Sonnenhutkraut,

- bei Verbrennungen Grad 1-2 Johanniskrautöl,

- bei Ulcus cruris Kamillen- oder Ringelblumenblüten sowie purpurfarbenes Sonnenhutkraut,

- bei Dekubitus Johanniskraut- oder Kamillenöl.

In ihrem Beitrag zur Serie "Sprechstunde Naturheilkunde" gibt Karin Kraft folgende Anwendungshinweise:

- Johanniskrautöl: Die betroffene Region wird mit dem Öl leicht einmassiert, oder das Öl wird mit einer Kompresse aufgebracht. Man lässt es mehrere Stunden einwirken. Nach acht Stunden wird der Vorgang wiederholt.

- Kamillenblüten: Kamillentee allein ist nicht ausreichend antiphlogistisch wirksam, man sollte ihn daher mit standardisierten Kamillenlösungen verstärken oder Salben mit einem standardisierten Mindestgehalt an antiphlogistischen Kamilleninhaltsstoffen verwenden.

Für Umschläge und Spülungen, die mehrmals täglich angewendet werden sollten, übergießt man 1 Esslöffel Droge mit ca. 100 ml kochendem Wasser und seiht nach 5-10 min ab. Zur Verstärkung werden 5-10 ml standardisierte Kamillenlösung zugegeben. Bäder mit Kamillentee sollten mehrmals täglich angewendet werden.

Zur Desinfektion eignet sich unverdünnte Kamillenblütentinktur, die mehrmals täglich aufgetragen wird, für Säuglinge und Kleinkinder sollte sie 1 : 2 mit abgekochtem Wasser verdünnt werden.

- Ringelblumenblüten: Zur Wundreinigung 2 Teelöffel Blüten mit 150 ml kochendem Wasser übergießen, nach 10 min abseihen, alternativ 10 ml Tinktur mit 250-500 ml Wasser verdünnen. Mehrmals täglich anwenden. Bei den Fertigarzneimitteln sollten die Hinweise der Hersteller beachtet werden.

Dieser Text basiert auf dem Originalbeitragvon Professor Dr. Karin Kraft, Lehrstuhl für Naturheilkunde Universität Rostock, publiziert in hautnah dermatologie 2013; 29 (3): 166-168 im Rahmen der Serie: Sprechstunde Naturheilkunde.

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