Haut signalisiert Fettstoffwechselstörung

Eruptive Xanthome, tumorartige Fettablagerungen in der Haut, weisen unter Umständen auf Fettstoffwechselstörungen hin. Diese Xanthome entstehen innerhalb von Tagen bis Wochen durch Makrophagen, die Lipide aufnehmen.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:

HEIDELBERG. Xanthome entstehen durch Makrophagen, die Cholesterin, Triglyzeride und Phospholipide aufnehmen und schließlich in der Dermis ablagern. Meist treten sie bei Störungen des Lipidstoffwechsels auf, wie auch der Fall eines 65-jährigen Typ-2-Diabetikers verdeutlicht.

Dieser stellte sich in der Universitäts-Hautklinik Heidelberg mit gelb-orangefarbenen Papeln an beiden Unterarmen von bis zu acht Millimetern Größe vor. Sie hatten sich innerhalb von fünf Wochen gebildet. Die Konsistenz beschreiben die behandelnden Ärzte Enrico Streit und Professor Peter Helmbold als weich. Die Tumoren waren nicht schmerzhaft und störten den Patienten nur kosmetisch. Das übrige Integument war unauffällig.

Auffällig dagegen waren einige Laborparameter, nämlich die deutlich erhöhten Cholesterin-, Triglycerid- und VLDL-Spiegel bei zugleich erniedrigtem HDL. Der LDL-Wert befand sich im Normbereich, auch die Lipoprotein-Elektrophorese fiel normal aus. Im histologischen Präparat fanden sich diffuse Histiozytenansammlungen mit hellem Zytoplasma, sogenannte Schaumzellen (Hautarzt 60, 2009, 834).

Die Diagnose lautete: eruptive Xanthome bei sekundärer Hyperlipidämie. Unter einer fettarmen und zuckerfreien Diät, der Behandlung mit Bezafibrat 400 mg täglich sowie mit Veränderungen an der suboptimalen Einstellung des Glukosestoffwechsels des Patienten verschwanden die Hauterscheinungen komplett innerhalb von sechs Monaten.

Remission der Xanthome in sechs Monaten. i© Springer Medizin Verlag

Remission der Xanthome in sechs Monaten. i© Springer Medizin Verlag

© Springer Medizin Verlag

"Xanthome treten in der Regel bei Störungen des Lipoproteinstoffwechsels auf, können vereinzelt aber auch bei normwertigen Lipidspiegeln entstehen", so der Kommentar von Streit und Helmbold. Die Behandlung bei eruptiven Xanthomen richte sich nach der jeweils vorliegenden Grunderkrankung. Mit Ernährungsumstellung, vermehrter körperlicher Bewegung und Gewichtsreduktion, oft notwendigerweise ergänzt mit medikamentösen Maßnahmen, werden nicht nur die kosmetisch störenden Xanthome beseitigt. Das kardiovaskuläre Risiko der Betroffenen wird zudem reduziert. Bei nicht adäquater Therapie muss mit Xanthom-Rezidiven gerechnet werden.

Eruptives Xanthom

Dermatologen unterscheiden verschiedene Xanthom-Formen, etwa tuberöse, plane oder eruptive Xanthome. Eruptive Xanthome sind rasch, innerhalb von Tagen bis Wochen, und in großer Zahl auftretende papulöse Neubildungen von gelber Farbe. Sie sind häufig umgeben von einem entzündlich geröteten Hof. Die Xanthome treten vor allem an den Streckseiten der Extremitäten auf, am Rücken und in der Glutealregion. Eruptive Xanthome können unter Umständen zu Plaques konfluieren. Bei adäquater internistischer Behandlung bilden sich die Papeln meist komplett und narbenlos zurück. Auch eine chirurgische Abtragung per Laser, Kürettage oder Elektroschlinge ist möglich.(ner)

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken