Fortschritt

Kleine Pumpen bei Herzinsuffizienz

Pumpe statt Pumpe: Statt einer schnellen Nottransplantation eines Spenderherzens werden sich künftig kleine mechanische Pumpen bei schwerer Herzinsuffizienz durchsetzen, prophezeit ein Experte.

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ROSTOCK (dpa). Bei der Therapie bei schwerer Herzinsuffizienz werden sich nach Einschätzung des Rostocker Herzchirurgen Professor Gustav Steinhoff in den kommenden Jahren kleine Pumpsysteme durchsetzen.

"Mit ihnen kann die Zeit bis zu einer Transplantation gut überbrückt werden", sagte Steinhoff vor dem Kongress der Europäischen Gesellschaft für künstliche Organe, der am 26. September in Rostock startet.

Mit einer steigenden Transplantationsrate sei künftig kaum zu rechnen. "Man ist von den Notfalltransplantationen weggekommen, bei Herzversagen kommt erst das Kunstherz zum Zuge."

Dabei habe sich gezeigt, dass deren Implantation deutlich mehr Erfolg hat, wenn vor dem kompletten Organversagen operiert werde. "So können die Patienten sogar über mehrere Jahre stabil gehalten werden", sagte der Herzchirurg.

Deutschlandweit würden im Jahr etwa 1000 Kunstherzen eingesetzt. Moderne Kunstherzen sind nach Worten Steinhoffs kleine Implantate, deren pulsloses Pumpsystem zur Unterstützung der linken Herzkammer innerhalb des Körpers liege.

Kunstherz-Therapie deutlich teurer als Transplantation

"Es war die große Überraschung, als man festgestellt hat, dass Menschen ohne Druckunterschiede leben können." Problematisch sei aber, dass die Versorgungskabel aus der Bauchwand kommen - die offene Stelle kann sich entzünden.

Zudem erhöhe sich das Risiko eines Schlaganfalls. 90 Prozent der Patienten überlebten aber das erste Jahr nach der Operation.

Noch stünden Studienergebnisse zur Massentauglichkeit aus. Klar sei, dass die Kosten für die Behandlung mit einem Kunstherz deutlich über denen einer Transplantation liegen.

Das Kunstherz inklusive Operation koste etwa 80.000 Euro, die jährlichen Folgekosten seien etwa ebenso hoch. Eine Herztransplantation koste zwar auch etwa 80.000 Euro, aber mit deutlich niedrigeren Folgekosten.

Im Vergleich zu Kunstherz und Transplantation spielten andere Therapien der Herzinsuffizienz nur eine marginale Rolle. "Wir hoffen auf die Entwicklung von nachwachsenden Organen und Fortschritte bei der Stammzelltherapie", sagte Steinhoff, der selbst einer der Wegbereiter der Stammzellforschung ist.

Aber bis Gen- oder Zelltherapien Einzug in die Klinik hielten, würden noch Jahre vergehen.

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