Internationale Studie

Impfstoff soll den Hakenwurm besiegen

Weltweit sind bis zu 700 Millionen Menschen mit Hakenwürmern infiziert - vor allem in sehr armen Ländern. Die Infektion befällt den Darm und führt zu Unterernährung. Ein Impfstoff soll jetzt vor der Krankheit schützen.

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Die neue Kombinationsvakzine wird in Gabun geprüft. Dort sind Hakenwürmer eine schwere Gefahr

Die neue Kombinationsvakzine wird in Gabun geprüft. Dort sind Hakenwürmer eine schwere Gefahr

© Sean Warren / iStock.com

TÜBINGEN. Anfang November hat eine erste klinische Studie mit einer Kombinationsvakzine gegen Hakenwurminfektionen begonnen.

Hakenwürmer

Für den Menschen pathogene Arten sind Necator americanus und Ancylostoma duodenale.

Die Larven siedeln im Boden und bohren sich bei Hautkontakt in Menschen, meist über die Füße.

Mit dem Blut gelangen sie in die Lunge, von dort in die Bronchien, wo sie ausgehustet und geschluckt werden.

Sie setzen sich im Darm fest, werden zum ausgewachsenen Wurm und saugen Blut an den Darmzotten.

Die Studie wird am Centre de Recherches Médicales de Lambaréné (CERMEL) in Gabun in Zentralafrika durchgeführt, wie das Universitätsklinikum Tübingen mitteilt. In dieser Region seien Hakenwurminfektionen eine große Gesundheitsgefahr.

Forscher des Instituts für Tropenmedizin in Tübingen, vom CERMEL, vom Akademisch-Medizinischen Zentrum in Amsterdam und vom Sabin Vaccine Institute aus den USA bilden das internationale Studienteam. Finanziert wird die Studie durch die Europäische Union.

Weltweit sind zwischen 600 bis 700 Millionen Menschen mit Hakenwürmern infiziert - der Großteil von ihnen in den ärmsten Ländern der Welt. Hakenwürmer beeinträchtigen vorwiegend die Gesundheit schwangerer Frauen und Kinder in Afrika, Südostasien und Lateinamerika.

Unterentwicklung von Kindern wird begünstigt

Unbehandelt führt eine Infektion zu kleinen Darmblutungen, was wiederum Eisenmangel, Anämie und Unterernährung zur Folge hat. Auch physische und geistige Unterentwicklung werden begünstigt, was sich unter anderem in niedrigem Geburtsgewicht und unterdurchschnittlichen Schulleistungen der Kinder zeigt.

"Appliziert wird die Vakzine durch eine intramuskuläre Injektion", erläuterte Professor Peter Kremsner auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". Kremsner ist Direktor des Instituts für Tropenmedizin in Tübingen, das als Mitglied des internationalen HOOKVAC-Konsortiums an der Entwicklung der Vakzine mitarbeitet.

An der geplanten Phase-I-Studie sollen nach seinen Worten 32 Probanden teilnehmen. Eine Vorläufervakzine (Na-GST-1/Alhydrogel®) war in einer Studie mit 102 Teilnehmern in Brasilien von Januar 2011 bis August 2014 auf Sicherheit und Immunogenität getestet worden, die Ergebnisse liegen voraussichtlich im Dezember dieses Jahres vor.

Zwei Enzyme des Wurms im Impfstoff

Der Impfstoff, der jetzt in Gabun untersucht werden soll, enthält als Antigene zwei Enzyme des Wurms, die für das Ansaugen und die Verdauung notwendig sind (Na-GST-1/Alhydrogel® plus GLA-AF als Adjuvans).

Bildet der menschliche Organismus Antikörper dagegen, werden diese Prozesse gestört. "Die Notwendigkeit, eine Hakenwurmvakzine zu entwickeln, kann nicht stark genug betont werden", wird Studienleiter Dr. Ayola Akim Adegnika vom CERMEL in der Mitteilung zitiert.

Erste Ergebnisse werden schon im nächsten Jahr erwartet. Fallen sie günstig aus, soll die klinische Weiterentwicklung des Impfstoffs so schnell wie möglich erfolgen. (ars)

Mehr Infos über HOOKVAC:  www.hookvac.eu und CERMEL: www.cermel.org/

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