Onkologie

Alternativmedizin bei Krebs: Als Monotherapie keine gute Wahl

Was passiert, wenn Patienten mit Krebs in einem heilbaren Stadium auf konventionelle Behandlung verzichten und sich stattdessen auf Alternativmedizin verlassen? Erstaunlicher als das Ergebnis mutet an, dass es so etwas tatsächlich gibt.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:
Auf Alternativmedizin verließen sich 0,02 Prozent der Krebspatienten im untersuchten Register.

Auf Alternativmedizin verließen sich 0,02 Prozent der Krebspatienten im untersuchten Register.

© photocrew / Fotolia

NEW HAVEN. Ärzte um Skyler Johnson von der Yale School of Medicine in New Haven, Connecticut, haben in der National Cancer Database der USA die Daten von 280 Patienten (mittleres Alter 62 Jahre) mit nicht metastasierten Malignomen der Brust, der Prostata, der Lunge und des Kolorektums analysiert, die auf jede konventionelle Therapie ihrer prinzipiell noch heilbaren Tumoren verzichtet hatten (J Natl Cancer Inst 2018; 110: djx145).

Statt auf Chirurgie, Strahlenbehandlung, Chemo- und Hormontherapie hatten sie auf alternative Medizin gesetzt. Darunter fielen Krebsbehandlungen ohne Wirknachweis, die von nichtmedizinischem Personal verordnet worden waren. Als Vergleichsgruppe wurden 560 merkmalsgleiche Patienten herangezogen, die ihren Krebs auf konventionelle Art hatten behandeln lassen.

Die Fünf-Jahres-Überlebensrate unter alternativmedizinischer Krebsbehandlung war deutlich niedriger als nach konventioneller Therapie, sie lag bei 54,7 vs. 78,3 Prozent. Nach Abgleich klinischer und soziodemografischer Einflussfaktoren war die Mortalität der alternativ Behandelten zweieinhalbmal mal so hoch (Hazard Ratio [HR] 2,50) wie bei den konventionell Therapierten. Von den alternativ behandelten Brustkrebspatientinnen lebten nach fünf Jahren noch 58,1 Prozent, nach konventionellen Maßnahmen waren es 86,6 Prozent (HR für Mortalität 5,68). Bei den Patienten mit Darmkrebs lauteten die Überlebensraten 32,7 vs. 79,4 Prozent (HR 4,57), für Lungenkrebs betrugen sie 19,9 vs. 41,3 Prozent (HR 2,17).

Einzig für Prostatakrebs ergab sich kein statistisch signifikanter Unterschied (86,2 vs. 91,5 Prozent, HR 1,68). Mit Blick auf den natürlichen Verlauf dieser Tumorerkrankung und die im Vergleich dazu kurze Nachbeobachtungszeit von median fünfeinhalb Jahren finden Johnson und Kollegen dieses Resultat nicht verwunderlich.

Ein Manko der Studie ist die fehlende Information dazu, welche alternativmedizinischen Verfahren tatsächlich angewendet worden sind. Die Forscher verweisen aber darauf, dass bisher nur begrenzte Hinweise – falls überhaupt – vorlägen, dass spezifische Alternativtherapien das Leben von Krebskranken verlängern könnten.

Wer als Krebspatient nur auf Alternativmedizin setzt und auf konventionelle Behandlung verzichtet, erhöht sein Sterberisiko – so die Schlussfolgerung der Yale-Mediziner. Allzu häufig kommt das freilich nicht vor, im untersuchten Register hatten sich nur 0,02 Prozent der Patienten für ein solches Vorgehen entschieden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Tödliche Alternative Alternativmedizin

Mehr zum Thema

Onkologie 2050

Onkologie der Zukunft: Alltagswissen integrieren!

ESMO-Leitlinien-Update

Enfortumab Vedotin neuer First-Line-Standard gegen Urothel-Ca.

HPV-positive Fälle

Oropharyngealkarzinome: sexuell aktive Personen screenen?

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Beschluss des 128. Deutschen Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden

Lesetipps
„Kein Krankenhaus kennt momentan seine Zukunftsperspektive“: Der unparteiische Vorsitzende des G-BA, Professor Josef Hecken.

© Rolf Schulten

Kritik an Regierungsplänen

G-BA-Chef Hecken: Ärzten droht Burn-out nicht vom Geldzählen!