Verhütung

Schützt die Spirale vor Zervixkarzinomen?

Frauen, die mit einer Spirale verhüten, verringern dadurch wohl auch ihr Risiko, an Zervixkrebs zu erkranken.

Veröffentlicht:

LOS ANGELES.Wie aus Daten der Vereinten Nationen hervorgeht, sind Intrauterinpessare nach der Sterilisation weltweit die zweithäufigste Verhütungsmethode von Frauen: 14 Prozent verhüten mit einem IUP. In Deutschland freilich ist die Situation anders, hier rangieren IUP zur Verhütung mit etwas mehr als 6 Prozent noch hinter Kondomen für Männer (6 Prozent) und weit hinter der Pille (37 Prozent). Ein Forscherteam um Victoria Cortessis von der University of Southern California in Los Angeles hat herausgefunden, dass Intrauterinpessare (IUP) mehr können als verhüten (Obstet Gynecol 2017; 30(6): 1226-1236): Laut Ergebnissen einer Metaanalyse von 16 Studien beugen IUP Zervixkarzinomen vor. Frauen, die jemals ein IUP verwendet hatten, hatten demnach ein um 36 Prozent niedrigeres Risiko, Zervixkrebs zu entwickeln als Frauen, die niemals eine Spirale benutzt hatten.

Der Effekt lässt sich den Forschern zufolge nicht mit einem Publikationsbias und nicht durch den störenden Einfluss von Risikofaktoren erklären. Die protektive Wirkung von IUP ist womöglich in Populationen stärker ausgeprägt, in denen die Inzidenz von Zervixkarzinomen höher ist. Für die Erklärung, warum ein IUP vor Zervixkarzinomen schützen sollte, rücken die Forscher die Transformationszone der Zervix uteri in den Fokus, jenen Bereich, in dem das Zylinderepithel der Endozervix auf das Plattenepithel der Ektozervix trifft. Hier ist der Ort, wo HPV angreifen und präneoplastische Läsionen entstehen.

Es ist aber auch jene Region, die während des Setzens eines IUP mechanisch traktiert wird. Diese Manipulation könnte ein Gewebstrauma zur Folge haben, das wiederum zu einer zellulären Immunantwort führt, die eine etwaige HPV-Infektion oder präinvasive Läsion eliminiert. Ein IUP könnte aber auch eine reaktive, chronische, niedriggradige sterile Entzündung in Endometrium, Endozervikalkanal und Zervix hervorrufen. Der veränderte Immunstatus der lokalen Schleimhaut könnte den Verlauf einer HPV-Infektion modifizieren. Lokale Herde chronischer Entzündung könnten aber auch durch das lokale Trauma beim Einsetzen und Entfernen des IUP entstehen und eine lange anhaltende Immunantwort provozieren – ähnlich wie bei kolposkopisch gesteuerten Punchbiopsien zu beobachten. Vielleicht werden vorhandene präinvasive Läsionen, so eine weitere Spekulation, aber auch schlicht bei den rund ums Platzieren und Ziehen von IUP nötigen Manipulationen ausgemerzt. (rb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Cochrane Reviews

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs und Krebsvorstufen

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Was zur Prophylaxe wirklich nützt

© bymuratdeniz / Getty Images / iStock

Rezidivierende Harnwegsinfekte

Was zur Prophylaxe wirklich nützt

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Fast jede Frau macht die Erfahrung einer Blasenentzündung. Häufigster Erreger ist E. coli.

© Kateryna_Kon / stock.adobe.com

Prophylaxe von Harnwegsinfekten

Langzeit-Antibiose nicht mehr First Line

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dermapharm AG
Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Experten-Workshop

Plädoyer für die Immunprophylaxe bei Harnwegsinfekten

Kooperation | In Kooperation mit: Dermapharm AG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an