Ist Vorsorge wirklich "Weiberkram"?

Das starke Geschlecht ist eigentlich das schwächere, denn Männer sterben früher als Frauen. Und gerade bei der Gesundheitsvorsorge hapert es. Amtsärzte vermuten etliche Ursachen - eine liegt bei den Angeboten selbst.

Von Robert Büssow Veröffentlicht:
Rauchen: Ist er auch ein Vorsorgemuffel?

Rauchen: Ist er auch ein Vorsorgemuffel?

© Hannes Strasser / fotolia.com

ERFURT. Männer sind solange gesund, bis sie tot umfallen. Diese Einstellung sei in der Männerwelt leider noch immer sehr verbreitet, sagt Dr. Günter Tempel, Amtsarzt aus Bremen.

Tempel referierte auf dem 62. Bundeskongress des öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD) in Erfurt über ein heikles Thema: Männergesundheit.

Dass Krankheit als Schwäche mit dem Selbstbild des starken Mannes kollidiert, sei für eine frühzeitige Prävention sehr hinderlich. Männer sterben im Schnitt fünf Jahre früher als Frauen - oft aus vermeidbaren Gründen, sagt Tempel.

Die Suizidrate ist dreimal höher als bei Frauen, jeder zweite Mann erkranke im Laufe seines Lebens an Krebs, sie rauchen öfter, sind im Schnitt adipöser und verhalten sich riskanter.

Das starke Geschlecht ist eigentlich das schwächere. Paradox: "Trotzdem sind sie in Umfragen deutlich zufriedener mit ihrem Gesundheitszustand als Frauen", sagt Tempel.

Männer sind eher im Sportverein

Vielleicht ein Grund, warum nur 22,5 Prozent der Teilnehmer an Gesundheitskursen der Kassen und nur 15,4 Prozent an Volkshochschulkursen männlich sind. Diese Zahlen hat das Gesundheitsamt Bremen im Auftrag des Robert Koch-Instituts (RKI) erhoben, das bis Jahresende seinen zweiten Bericht zur Männergesundheit vorlegen will.

Tempels Schlussfolgerung ist jedoch eine andere: Viele Angebote seien zu stark auf Frauen fokussiert. "Es braucht eine männergerechte Prävention."

Dass Potenzial nach oben besteht, leitet er daraus ab, dass Männer sportaffiner sind als Frauen. Mehr als ein Drittel ist in Sportvereinen organisiert, bei Frauen betrage der Anteil nur 23 Prozent.

Mehr Prävention, das ist auch das Ziel der Bundesregierung, die ein Maßnahmepaket schnüren will. Dr. Lars Kroll vom RKI wies darauf hin, dass dabei auch der Einfluss der Arbeitswelt stärker berücksichtigt werden müsse.

"Der Arbeitsplatz von Männern ist in der Regel dreckiger und lauter als der von Frauen. Die geschlechtsspezifische Segregation in der Berufswelt ist weiterhin beachtlich", so Kroll.

Mehr Power empfohlen

Die Qualität und Quantität der Exposition gegenüber Belastungen unterscheide sich stark, trotz Girlsdays sind Baubranche und verarbeitende Industrie Männerdomänen geblieben.

Ein Drittel aller Männer leide beispielsweise unter Lärm im Beruf, weitaus mehr als Frauen. Allerdings variiert die subjektive Einschätzung, was eine Belastung ist, erheblich nach dem Berufsstatus.

Männer in schlechter bezahlten Jobs klagen deutlich häufiger über Gesundheitsbeeinträchtigungen durch ihren Beruf. Dass Männer Gesundheitsmuffel sind, ist nur die halbe Wahrheit.

Die andere ist: Ihre Erwerbsquote ist mit 82 Prozent höher als bei Frauen (71 Prozent) und vor allem arbeiten sie mehr in Vollzeit - da kommt das Thema Prävention oft zu kurz.

Wie man Männer in Kurse locken kann? Ein Amtsarzt empfahl: Die Kurse brauchen mehr Power!

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