Ärzte Zeitung online, 29.03.2018
E-Health
AOK-Chef sieht E-Card als gescheitert
Der Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, erklärt die
elektronische Gesundheitskarte für gescheitert. Es handle sich um
veraltete Technik, sagte er in einem Zeitungsinterview.
Von Marco Hübner

Die elektronische Gesundheitskarte bereitet dem Vorstandschef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, Sorgen.
© Alexander Heinl / picture alliance / dpa Themendienst
BERLIN. "Die elektronische Gesundheitskarte ist gescheitert."
Das hat der Chef des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, in einem Interview mit der "Rheinischen Post"
(Donnerstagausgabe) gesagt.
Litch hofft, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), "die Digitalisierung im Gesundheitswesen auf neue Füße
stellt" . Bis Ende dieses Jahres übertrete das Projekt die Kostenschwelle von zwei Milliarden Euro,
sagte Litsch. Dabei sei die E-Card bereits überholt.
So sehe das System der Gesundheitskarte vor, dass Patienten ihre
Daten nur in der Arztpraxis einsehen können. "Sie müssen
jederzeit Zugriff haben", fordert der AOK-Chef. "Auch über ihre
Smartphones."
Nach Litschs Vorstellung soll etwa die gematik, die für die
Entwicklung der E-Card zuständig ist, in eine Regulierungsagentur
umgewandelt werden, um einheitliche Standards für digitale
Anwendungen wie den Medikationsplan zu schaffen.
Die Barmer sieht auch einige Kritikpunkte, wenn es um die E-Card
geht. Aber: "Das komplette System in Frage zu stellen, halten wir nicht
für zweckmäßig", erklärte ein Sprecher der Kasse
auf Anfrage der "Ärzte Zeitung".
Es ist nicht das erste Mal, dass der AOK-Chef bestehende Strukturen kritisierte. Bereits im Herbst des vergangenen Jahres erhob er Zweifel an den Entscheidungsstrukturen der gematik.
Derweil erprobt die Kasse ihr eigenes Modell, um Ärzte und Patienten über das Internet miteinander zu vernetzen. In
Mecklenburg-Vorpommern testen das Ärztenetz "Haffnet", zwei
Kliniken und rund 8000 Versicherte die digitale Gesundheitsakte der AOK.

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