Millionenförderung

Sachsen bei Telemedizin in der Vorreiterrolle

Mittels Telemedizin soll in Sachsen die Versorgung strukturschwacher Regionen optimiert werden. Um teilzunehmen, müssen Ärzte und Kliniken kein eigenes Geld in die Hand nehmen.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Soll auch von Telemedizin profitieren: Histologie (hier eine noduläre Glomerulosklerose).

Soll auch von Telemedizin profitieren: Histologie (hier eine noduläre Glomerulosklerose).

© Arteria Photography

DRESDEN. Wenn vor Ort Ärzte fehlen, könnten technische Netzwerke diesen Standortnachteil ausgleichen. Darauf setzt ein EU-Projekt, das derzeit im Freistaat Sachsen getestet wird.

T-Systems und die Netzwerkgesellschaft Carus Consilium Sachsen GmbH, eine Tochter des Uniklinikums der TU Dresden, bauen mit Hilfe einer 9,8-Millionen-Euro-Förderung der EU bis Mitte 2015 eine telemedizinische Infrastruktur auf. Zunächst mit drei Beispielanwendungen.

Perspektivisch soll das Netzwerk aber Grundlage sein für alle erdenkbaren telemedizinischen Anwendungen und Vorbild für ähnliche Projekte in ganz Europa.

Die Carus Consilium ist ein Netzwerk von 200 Institutionen aus Forschung, Krankenversorgung, Patientenvertretung, Politik und Wirtschaft. Pilotregion für die medizinische Versorgung via Bildschirm ist Ostsachsen.

Sachsens Gesundheitsministerin Christine Clauß (CDU): "Wir brauchen neue, innovative Technologien und darauf basierend Behandlungskonzepte. Das Projekt ist ein wegweisendes Modell, mit dem der demografische Wandel Ostsachsens gestaltet werden kann."

Das Besondere an diesem Telemedizin-Projekt sei, "dass eine Schnittstelle geschaffen wird, die allen Interessenten die Möglichkeit gibt, sich ohne größeren Aufwand auf das System aufzuschalten", sagt Dr. Michael Huebschen, Projektleiter Telemedizin der Telekom Healthcare Solutions GmbH. Kliniken, Ärzte und andere Teilnehmer müssten mit dem neuen System keine eigene Infrastruktur mehr aufbauen - vor allem die finanzielle Hemmschwelle, Telemedizin zu etablieren, fiele damit weg.

In der Pilotphase werden jetzt zunächst drei Beispielanwendungen entwickelt, die auch der technischen Evaluation und der Präsentation dienen sollen. Angeschlossen sind die beiden sächsischen Unikliniken, das Herzzentrum in Dresden sowie in Leipzig das Institut für Pathologie und die Klinik für Neurologie.

Beim ersten Projekt geht es um die Zweitbefundung histologischer Schnitte. Scans, die entweder in Leipzig oder Dresden gemacht wurden, können von Kollegen an den jeweils anderen Kliniken befundet werden. "Dabei ist es auch möglich, andere Ausschnitte zu betrachten als bei der Erstbefundung, was technisch recht anspruchsvoll ist", so Huebschen.

Bei den beiden anderen Projekten werden Patienten nach der Entlassung aus der Klinik ortsungebunden durch spezialisierte Pflegekräfte betreut.

So erhalten etwa Patienten mit leichter Herzinsuffizienz einen Tablet-PC, auf dem tägliche Übungen abgespeichert sind und zudem ein Fragebogen, den der Patient regelmäßig ausfüllt. Pflegekräfte im Dresdner Herzzentrum behalten die Daten im Blick und sorgen bei einer Verschlechterung für einen Arztbesuch oder eine Klinikeinweisung.

Ähnlich das dritte Projekt: die Schlaganfallnachsorge. Dresdner "Case-Manager", speziell ausgebildete Pflegekräfte, stehen in regelmäßigem Kontakt zu entlassenen Patienten und deren Ärzten und Therapeuten. Erkennen sie eine Verschlechterung des Gesundheitszustands, werden Behandlungen oder Medikationsänderungen veranlasst.

Auf der von T-Systems entwickelten Online-Plattform sind alle gängigen Datenaustausche möglich, sei es über Videos, Bilder oder verbale Kommunikation.

Nach Abschluss der Pilotphase, so Huebschen, sei es damit ohne weiteres möglich, auf dem zentralen Server weitere Anwendungen zu etablieren, die Teilnahme erfordert nicht mehr als eine gesicherte Internetverbindung, über die Arztpraxen und Kliniken ohnehin verfügen. "Wir stellen so quasi die Steckerleiste für Patienten, Ärzte, Kliniken und Kassen bereit", sagt Huebschen.

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