Radiologe zählt 618 ungenutzte Arzttermine

Immer wieder wird über lange Wartezeiten bei Fachärzten diskutiert. Ein Radiologe hat deshalb nachgeforscht, wie viele Patienten ihren Termin ungenutzt verstreichen lassen und was die Gründe dafür sind.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:
Manche Patienten machen nach der Überweisung sicherheitshalber gleich bei zwei Fachärzten einen Termin aus.

Manche Patienten machen nach der Überweisung sicherheitshalber gleich bei zwei Fachärzten einen Termin aus.

© ArTo / fotolia.com

AURICH. Dr. Bernd Mrosek hat nachgezählt: In seiner radiologischen Praxis im ostfriesischen Aurich haben im Laufe eines Jahres 618 Patientinnen und Patienten ihren Termin für eine Mammografie, eine MRT-, CT- oder Szintigrafie-Untersuchung nicht wahrgenommen.

Anlass für die Statistik war die Klage - auch vieler Hausärzte -, dass nach der Überweisung die Wartezeit auf Untersuchungstermine bei Fachärzten zu lang sei.

Mrosek hat daraufhin in seiner Praxis die Zahlen aus den vier Quartalen 4/2009 bis 3/2010 ausgewertet.

Häufiges Phänomen

Das Ergebnis: Hochgerechnet auf ein Jahr beliefen sich die Ausfälle "auf genau 33,4 Arbeitstage", sagt Mrosek zur "Ärzte Zeitung".

In einer zweiten Statistik des zurückliegenden Jahres, die der Radiologe gerade erhebt, zeige sich, "dass in elf Monaten schon das komplette Vorjahresniveau an versäumten Untersuchungen erreicht wurde. Das Phänomen tritt also immer häufiger auf!"

Warum Patienten ihren Termin nicht wahrgenommen haben ist unklar. Das Alter spielte keine Rolle - Patienten über 50 versäumten die Termine ebenso häufig wie Patienten zwischen 21 und 40 Jahren.

Frühe Arzttermine unbeliebt

Der Gipfel lag bei den 41 bis 50 Jährigen mit 24 Prozent. Auch die Wochentage -Stichwort "blauer Montag" - spielten eine untergeordnete Rolle; die Versäumnisse finden sich nicht signifikant an bestimmten Tagen.

Vor allem schien die Tageszeit der Untersuchung eine Rolle zu spielen. So waren die Morgenstunden unbeliebt: Mehr als 25 Prozent aller Ausfälle bezogen sich auf die Zeit zwischen 7:45 Uhr und 9 Uhr.

Befragungen in Mroseks Praxis ergaben, dass manche Patienten spontan private Termine vorziehen. Ein Patient erklärte, er habe zu große Schmerzen gehabt, um die Untersuchung telefonisch abzusagen.

Kosten entstehen

Andere vereinbarten in gleich zwei Praxen Termine und sagten den nicht wahrgenommenen Termin nicht ab. Und viele hatten Angst vor den Untersuchungen oder ihren Ergebnissen und kamen deshalb nicht in die Praxis.

Mrosek bleibt dann auf den Kosten sitzen. Zudem entstünden durch die fehlenden Absagen neben betriebswirtschaftlichen auch volkswirtschaftliche Kosten, so Mrosek.

"Krankenkassen möchten ja eine schnelle Wiedereingliederung eines Kranken in den Arbeitsprozess."

KV bittet Ärzte um Hinweise

Unterdessen hat die Auricher Bezirksstelle der KV Niedersachsen die Hausärzte der Region gebeten, überwiesene Patienten deutlich auf die Termintreue hinzuweisen und gegebenenfalls abzusagen, berichtet Mrosek.

"Wenn die Patienten rechtzeitig absagen, ist das ja schon eine Hilfe!" Noch im November wollen die Haus- und Fachärzte der Region sich zusammensetzen, um das Problem der langen Wartezeiten zu diskutieren.

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