Unternehmen

Stada will zu den ganz großen Generika-Anbietern aufrücken

Die neuen Stada-Eigentümer lassen keinen Zweifel daran, kräftig in die Unternehmensentwicklung investieren zu wollen. Interims-CEO Claudio Albrecht verkündet ehrgeizige Ziele.

Christoph WinnatVon Christoph Winnat Veröffentlicht:
Für Stada-Chef Claudio Albrecht ist das Potenzial des Unternehmens noch nicht ausgereizt.

Für Stada-Chef Claudio Albrecht ist das Potenzial des Unternehmens noch nicht ausgereizt.

©   Stada

FRANKFURT/MAIN. Wann kommt beim Pharmahersteller Stada der allseits erwartete Squeeze-out? Dazu wollte bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Frankfurt Vorstandschef Claudio Albrecht nichts sagen. Das zu kommunizieren sei allein Sache der Mehrheitsaktionäre Bain und Cinven, so Albrecht.

Das Investorenkonsortium hatte voriges Jahr 65 Prozent an der Stada erworben und mit Schützenhilfe des Fondsmanagers Paul Singer, der 15 Prozent der Anteile hält, Anfang Februar einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag geschlossen.

Ausführlich dagegen erläuterte Albrecht, der nach nur einjähriger Amtszeit den Vorstandsvorsitz Ende August an den einstigen Sandoz-Manager Peter Goldschmidt übergeben wird, die umfangreichen Neuordnungs- und Investitionsvorhaben, die sein Nachfolger wird abzuarbeiten haben: Wachstum in Nischenindikationen und Schwellenmärkten sowie mehr Effizienz in Einkauf und Produktion.

Mehr Geld für Produktentwicklung

So sollen die F&E-Ausgaben von zuletzt sechs Prozent des Konzernumsatzes auf acht Prozent pro anno für den Zeitraum 2018 bis 2020 angehoben werden. Insbesondere wolle Stada das Generikaportfolio mit Spezialitäten füllen, bei denen sich der Wettbewerbsdruck auch nach Patentablauf in überschaubaren Grenzen hält. Dazu zählt Albrecht beispielsweise Insuline und orale Antidiabetika, chemische Präparate in technisch anspruchsvollen Applikationssystemen oder auch Biosimilars.

Heute sind wir noch kein wirklich globaler Player.

Claudio Albrecht, Vorstandsvorsitzender der Stada AG

Allein für die Entwicklung rekombinanter Nachahmer sollen in den kommenden drei Jahren mehr als 100 Millionen Euro aufgewendet werden. Bei den lukrativen Rheuma-Antikörpern will man aber nicht mitmischen. Von dem Plan, bis 2019 auch einen eigenen Nachbau des mehrfachen Blockbusters Adalimumab zu bringen, habe man sich inzwischen verabschiedet. Albrecht: "Bei Adalimumab sind wir ausgestiegen, weil wir mit diesem Produkt nicht rechtzeitig auf den Markt gekommen wären" – mit dem Markteintritt erster Adalimumab-Similars rechnen Branchenbeobachter zum Herbst dieses Jahres. Im Biosimilargeschäft wolle man sich auf die Anwendungsgebiete Onkologie, ZNS, Diabetes und Ophthalmologie konzentrieren.

Welche Wirkstoffe wann zu erwarten seien, ließ Albrecht jedoch offen. Erst vor wenigen Tagen hatte Stada gemeldet, dass Entwicklungspartner Gedeon Richter einen erneuten Zulassungsantrag bei der EU-Behörde EMA für ein Pegfilgrastim eingereicht hat. Zudem besitzt Stada eine bereits zugelassenene Version des Osteoporose-Antikörpers Teriparatid. Ganz oben auf der Agenda steht bei Stada auch eine Neuordnung des weltweiten Produktionsnetzwerks.

 Insbesondere beim stark dezentralisierten Einkauf mit je nach Wirkstoff bis zu 30 Lieferanten würden Größenvorteile des Konzerns nicht genügend ausgespielt, bemängelt Albrecht. Das solle sich nun ändern. Zusätzliche Kosteneffekte werden von einer gruppenweiten Vereinheitlichung des Portfoliomanagements und optimierten Fertigungsprozessen erwartet – um die 100 Millionen Euro jährlich soll das bringen.

Geld in die Hand nehmen wollen die neuen Stada-Mehrheitseigner auch für den Einstieg in neue Märkte. Dabei liegt der Fokus auf dem Maghreb und dem Iran. "Heute sind wir noch kein wirklich globaler Player", begründet Albrecht die Expansionspläne. Dabei gehe es aber nicht ausschließlich um die Emerging Markets. Ein Bein in den britischen Generikamarkt zu bekommen, sei längst überfällig. Und auch in den USA will Stada wieder stärker Fuß fassen – allerdings nicht im generischen Massengeschäft, wie Albrecht betont, sondern nur in lukrativen Nischen.

Bis 2023, so Albrechts ambitionierte Vorgabe, soll Stada nach Umsatz zur Nummer fünf im weltweiten Generikageschäft aufrücken, in Europa sogar Rang drei belegen.

Übernahme belastet Gewinn

Die Geschäftszahlen 2017: Der Umsatz verbesserte sich um acht Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Der Gewinn verringerte sich nach Steuern um ein Prozent auf 85,3 Millionen Euro. Belastet wurde das Ergebnis unter anderem von Beratungsleistungen im Zusammenhang mit dem Übernahmeprozess (45 Millionen Euro) sowie Abfindungen für ausgeschiedene Vorstände, Restrukturierungsmaßnahmen und die Entkonsolidierung einer Tochterfirma in Vietnam. Ohne Berücksichtigung dieser und weiterer Sondereffekte wäre der Überschuss laut Unternehmen um zehn Prozent auf 195,6 Millionen Euro gestiegen.

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