Gastbeitrag zum Hauptstadtkongress

Krankenhausreform: Das Ziel ist klar – aber wer treibt den Wandel?

Das Krankenhausmanagement sollte sich aktiv in den Veränderungsprozess einbringen. Pragmatische Vorschläge helfen, die Umsetzungsgeschwindigkeit der Reform zu erhöhen, meint Dr. Matthias Bracht vor dem HSK.

Ein Gastbeitrag von Dr. Matthias Bracht Veröffentlicht:
Ein Baustellen-Warnschild mit dem Zusatzschild Krankenhausreform

Ein Baustellen-Warnschild mit dem Zusatzschild: Krankenhausreform, symbolisiert die laufenden Änderungen und Herausforderungen im Gesundheitssystem. (Fotomontage)

© Michael Bihlmayer / CHROMORANGE / picture alliance

Was haben wir in den vergangenen zwei Jahren für dynamische Zeiten in der Gesundheitspolitik erlebt: Nordrhein-Westfalen hat eine durchgreifende Reform der Landeskrankenhausplanung in die Umsetzung gebracht. Die Expertenkommission der Bundesregierung hat Vorschläge zur Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen unterbreitet und eine kritische Diskussion über Ziel und Wege einer Transformation angestoßen.

Anpassungen wurden beschlossen, Kompromisse vereinbart und Umsetzungspläne aufgestellt. Am Ende der Ampelkoalition hat es die dann nicht mehr ganz große Krankenhausreform gerade noch über die Ziellinie geschafft. Und jetzt? Werden wir mit der neuen Bundesregierung und einer neuen Spitze im Gesundheitsministerium die gleiche Dynamik in den Veränderungsprozessen erleben? Ich befürchte nicht – leider! Eher könnten Schritt für Schritt Zeitpläne gelockert sowie Vorgaben und Regelungen aufgeweicht werden.

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Zwar werden alle Beteiligten nicht müde, den seit Jahren zunehmenden Veränderungsdruck im deutschen Gesundheitssystem zu beklagen. Da ist der seit Jahrzehnten bekannte demografische Wandel, der sich in der Gesundheitsversorgung gleich doppelt spürbar auswirkt: Einerseits werden die Menschen, die medizinische Hilfe in Anspruch nehmen müssen, immer älter und damit auch multimorbider. Gleichzeitig nimmt die Zahl derjenigen gerade massiv ab, die für die professionelle Versorgung zur Verfügung stehen.

Status quo ist keine aussichtsreiche Perspektive

Die Konzentration der Versorgung auf das Bedarfsnotwendige wird unausweichlich. Zumal auch die finanziellen Mittel begrenzt bleiben. Die Innovationen in der Medizin können diese begrenzten Ressourcen weiter belasten, aber auch Lösungen für das Knappheitsproblem liefern: Eine konsequente Ambulantisierung mit Ausweitung der Telemedizin und die durchgehende Nutzung von digitalen Innovationen – insbesondere auch von KI–, können Aufwände und Kosten in der Versorgung senken und gleichzeitig die Qualität verbessern. Aber all das bedeutet Veränderung – und damit auch Widerstände. Doch Erhalt des Status quo ist keine aussichtsreiche Perspektive, weder für Patienten noch für die Leistungserbringer.

Matthias Bracht

Dr. Matthias Bracht, Wissenschaftlicher Leiter des Gesundheitsmanagement-kongresses beim Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit.

© KRH

In den vergangenen Jahrzehnten gab es viele Versuche, durch Reformen und Reformen der Reformen die Rahmenbedingungen zeitgemäß und bedarfsgerecht zu entwickeln. Angesichts des häufigen Scheiterns und Zerreibens dieser Reformen im Gesetzgebungsprozess zwischen Bund, Land und der Selbstverwaltung könnte mancher so etwas wie Resignation empfinden, und sich nur auf den Ruf nach mehr Geld zur Refinanzierung der nicht mehr bedarfsgerechten und personell nicht mehr besetzbaren Strukturen reduzieren lassen. Ich gebe es offen zu: Noch vor einem Jahr war ich sehr optimistisch, dass es gelingen könnte, durchgreifende Veränderungen in den Versorgungsstrukturen auf den Weg zu bringen. Ja – ich habe sogar die Gelegenheit als historisch bezeichnet.

Verzögerungen oder pragmatische Umsetzung?

Das Zusammenkommen von vielen Einflussfaktoren hat mich so optimistisch gemacht: der allseits akzeptierte Handlungsdruck, die gereifte gesellschaftliche Bereitschaft, noch bis vor wenigen Jahren als unzumutbar empfundene Veränderungen in der Versorgungslandschaft mitzugehen oder zumindest zu tolerieren; und nicht zuletzt einige mutige politische Player – insbesondere Bundesminister Lauterbach –, die konsequent die Ziele einer bedarfs- und qualitätsorientierten, konzentrierten Angebotsstruktur verfolgen. Es bleibt jetzt abzuwarten, ob der Wechsel an der Spitze des Bundesministeriums für weitere Verzögerungen oder eine schnelle und pragmatische Umsetzung sorgen wird.

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Auch wenn wir Letzteres nicht direkt beeinflussen können, so bin ich überzeugt, dass das Krankenhausmanagement sich aktiv und gestaltend in den laufenden Veränderungsprozess einbringen kann und muss: Wir sollten ins Handeln kommen, Vorschläge machen und mit konkreten Umsetzungen beweisen, wie Versorgung besser und bedarfsgerechter werden kann. Dazu gehört es, Leistungen und Vorhaltungen zu konzentrieren, Netzwerke zu etablieren und mit Leben zu füllen und damit Überversorgung abzubauen.

Genau dies wollen wir auf dem Gesundheitsmanagementkongress im Rahmen des Hauptstadtkongresses gemeinsam diskutieren. Wir können die neuen politischen Entscheidungsträger durch mutiges und kreatives Handeln beim Umbau der Versorgungslandschaft dazu drängen, den eingeschlagenen Weg der Krankenhausreform konsequent zu verfolgen. Lassen Sie uns durch konkrete und pragmatische Vorschläge zu notwendigen Anpassungen des Reformpaketes die Umsetzungsgeschwindigkeit erhöhen, statt das Erreichte durch Zögern und Zaudern zu gefährden.

Hauptstadtkongress vom 25. bis 27. Juni 2025

25.06. – 14:00 -15:30

Strategien im Kampf um Fachkräfte

26.06. – 11:30 -13:00

Krankenhaus Rating Report

27.06. – 09:00 -10:30

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