Heilberufe 2030
Optimismus trotz steigender Widersprüche
Halbgötter in Weiß? Das war einmal. Eine aktuelle Studie zeigt, dass die Mehrheit der Ärzte sicher ist: Heilberufler des Jahres 2030 werden als Dienstleister wahrgenommen. BÄK-Chef Montgomery gibt den Ärzten eine Mitschuld daran.
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Das Arztbild der Zukunft wird sich deutlich verändern: Professor Frank Ulrich Montgomery.
© Pilick
BERLIN. Nichts bleibt wie es ist im deutschen Gesundheitswesen. Nur das Selbstbewusstsein der Heilberufler bleibt ungebrochen. 71 Prozent sind sicher, dass sie auch im Jahr 2030 hohes Vertrauen in der Bevölkerung genießen werden.
Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (apoBank) hat mehr als 400 Ärzte, Zahnärzte und Apotheker im Alter zwischen 25 und 40 Jahren befragt, wie sie selbst die künftigen Entwicklungen im Gesundheitswesen einschätzen.
Die Ergebnisse wurden beim Hauptstadtkongress erstmals in der repräsentativen Studie "Zukunftsbild Heilberufler 2030" vorgestellt, die die apoBank gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut forsa initiiert hat.
Heilberufler als Dienstleistende
Über alle Heilberufsgruppen hinweg geht die überwiegende Mehrheit der Befragten, wie kurz berichtet, davon aus, dass Heilberufler im Jahr 2030 als Dienstleister wahrgenommen werden (83 Prozent).
Professor Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer und früher Chef des Marburger Bunds (MB), machte bei der Vorstellung der Ergebnisse deutlich, dass der MB selbst diesen Trend forciert habe: "Wir haben uns durch Streiks, durch das Auftreten als Arbeitnehmer und das Einfordern von Arbeitnehmerrechten wie Dienstleister und Arbeitnehmer benommen, und wir müssen uns nicht wundern, wenn uns die Bevölkerung auch genau so wahrnimmt. Das ist der Preis, den man bezahlen muss", sagte er .
91 Prozent der Ärzte, Zahnärzte und Apotheker rechnen damit, dass der Patient in Zukunft höhere Ansprüche an ihre Leistungen stellen wird. Nicht zuletzt dadurch, weil er im Jahr 2030 informierter sein wird als heute, davon sind 85 Prozent der Befragten überzeugt.
Die Befragung der Ärzte ergab vor allem unterschiedliche Präferenzen bei der Berufsausübung zwischen den Geschlechtern: So arbeitet die "typische" Ärztin im Jahr 2030 als Angestellte im ambulanten Sektor: Die am häufigsten gewählte Berufsform bei den Frauen ist die Anstellung im MVZ (23 Prozent) – gefolgt von der Anstellung in einer Praxis (14 Prozent). Dabei hat Teilzeitarbeit eindeutig Vorrang (66 Prozent)
Anders die Situation beim "typischen" Arzt: Sie sehen sich vor allem selbstständig in der Berufsausübungsgemeinschaft (20 Prozent). 19 Prozent wollen im Krankenhaus angestellt sein. Ein Drittel der Männer kann sich vorstellen, im Jahr 2030 in Teilzeit zu arbeiten.
Arbeitszeitwünsche unerfüllt
Armin Ehl vom Marburger Bund referierte aktuelle Zahlen aus dem MB-Monitor zu Arbeitszeitwünschen: 90 Prozent der Ärzte sind bereit, maximal 48 Stunden pro Woche im Arbeitseinsatz zu sein (Mittelwert 39,7 Stunden). Tatsächlich gearbeitet werden aber 51,4 Stunden – eine deutliche Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit.
Lebenszufriedenheit gewinne bei Ärzten an Bedeutung, materielle Anreize seien nicht mehr allein das Maß aller Dinge, sagte Susanne Müller vom Bundesverband Medizinische Versorgungszentren.
Er könne das Argument von älteren Ärzte nicht mehr hören, sie hätten 70 Stunden pro Woche gearbeitet und früher sei ohnehin alles besser gewesen, kritisierte Dr. Kevin Schulte vom Bündnis Junge Ärzte. "Ich verstehe mich mit meinem Vorgesetzten gut, aber in diesem Punkt gibt es keinen Konsens."