Abstimmungsprozedere à la Ärztetag

Reinhardt: „Wer zweimal abstimmt, muss gehen – wenn ich ihn erwische“

Online-Abstimmungen sind längst gelebte Praxis. Nur beim diesjährigen Ärztetag hakt es. Hier wurden die Wahlkabinen aufgestellt – unter dem drohenden Zeigefinger des BÄK-Präsidenten.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof Veröffentlicht:
Auf dem Ärztetag werden vor der Wahlkabine die Hände desinfiziert

Auf dem Ärztetag werden vor der Wahlkabine die Hände desinfiziert – das wäre online nicht notwendig gewesen.

© Rolf Schulten

Berlin. WLAN-Chaos im Saal, Online-Abstimmungen mit Hürden: Die Digitalisierung ist nicht nur Thema der Debatten auf dem laufenden 125. Deutschen Ärztetag, sondern schafft auch dicke Probleme in den Abläufen.

Hybride Versammlungen wie Kirchensynoden mit Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Ort und online Teilnehmenden greifen längst zurück auf Software-Tools für Online-Abstimmungen für anwesende und virtuelle Teilnehmer. Dieses Abstimmungsprozedere spart sogar Zeit – Abstimmungsergebnisse liegen quasi in Echtzeit vor.

Patentanmeldung zur Digitalisierung?

Das Verfahren auf dem Ärztetag könnte allerdings fast zum Patent angemeldet werden. Immerhin: Der neue BÄK-Vize Dr. Günther Matheis wurde sogar online gewählt. Doch anstatt die Anwesenden die eigenen Laptops nutzen zu lassen, stellte die Bundesärztekammer im Saal Wahlkabinen auf. Lange Schlangen bildeten sich, die Wahl dauerte eine gute halbe Stunde. So trägt Digitalisierung nicht zur Beschleunigung der Abläufe bei – hat sich da jemand an der Digitalisierung in den Praxen orientiert?

Am Dienstag stellte BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt dann fest, dass die Technik nicht stabil genug sei, um die Abstimmungen der vielen Anträge online laufen zu lassen. Die Konsequenz: Die Delegierten im Saal erhalten alle ein gelbes Abstimmungskärtchen, die Delegierten zu Hause stimmen online ab.

Der Konsequenz dieses Procederes ist sich der Präsident der BÄK durchaus bewusst. Delegierte im Saal könnten mit einem mitgebrachten Notebook online abstimmen wie die Delegierten zu Hause – und anschließend das gelbe Stimmkärtchen heben.

Drohende Rechtsunsicherheit

Doch es gibt ein Mittel gegen diese drohende Rechtsunsicherheit bei knappen Abstimmungsergebnissen: den drohenden Zeigefinger des BÄK-Präsidenten. „Wenn ich einen erwische, der sowohl mit Karte als auch online abstimmt, der darf den Ärztetag sofort verlassen“, warnt Reinhardt.

Die Kontrolle dürfte angesichts der vielen Anträge schwierig werden. Aber ist nicht letztlich jeder Arztbesuch für einen Patienten Vertrauenssache?

Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Chancen und Grenzen der KI

Was kann Künstliche Intelligenz in der Hausarztmedizin leisten?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„Red Flags“ im Blick

So unterstützen Hausärzte bei Harninkontinenz

Sie fragen – Experten antworten

Rabies: Wann soll eine Tollwutimpfung aufgefrischt werden?

Konsensus-Statement des ACC

Appell: Kardiologen sollen sich dem Abnehmen annehmen

Lesetipps
Arzt mit Geldscheinen und Tabletten

© Bilderbox / CHROMORANGE / picture alliance

Arztgehälter

Angestellte Ärzte in Praxen verdienen besser auf dem Land

Darmkrebs-Screening beim Benutzen einer öffentlichen Toilette

© Alexander / stock.adobe.com

Früherkennung neu gedacht

Neue Idee fürs Darmkrebs-Screening: Die Toilette schlägt Alarm

Ein Mann zeigt seine Narbe am Bauch.

© boyloso / stock.adobe.com

Positive Effekte

Studie: Appendektomie erhält die Remission bei Colitis ulcerosa