Weckruf beim DGIM-Kongress

Umwelt- und Klimaschutz ist Gesundheitsschutz!

Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin sieht sich und alle Ärzte in der Verantwortung, sich zum Schutz der Gesundheit gegen die Klimakrise einzusetzen. SARS-CoV-2 ist als Weckruf zu verstehen.

Dr. Bianca BachVon Dr. Bianca Bach Veröffentlicht:
Auf der Erde wird es heiß: Hitzewellen sind besonders problematisch, da an Tagen mit mehr als 30 Grad Celsius die Sterbequote um etwa zehn Prozent steigt.

Auf der Erde wird es heiß: Hitzewellen sind besonders problematisch, da an Tagen mit mehr als 30 Grad Celsius die Sterbequote um etwa zehn Prozent steigt.

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Wiesbaden. „Aus der Krise lernen“ heißt das Motto des 127. Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), der vom 17. bis 20. April digital stattfindet. Denn schon die SARS-CoV-2-Pandemie führt eindrücklich vor Augen, welche Auswirkungen unser Umgang mit der Natur letztlich auf unsere eigene Gesundheit hat.

Viel einschneidender wird die Klimakrise sein. Auch sie zeitigt bereits jetzt ihre Folgen. Als Gesundheitsschützer sieht die DGIM auch Ärzte in der Pflicht, dem Klimawandel entgegenzuwirken. „Ärzte haben nicht nur eine gesundheitspolitische, sondern auch eine gesamtpolitische Verantwortung“, so DGIM-Generalsekretär Professor Georg Ertl aus Würzburg. Sie hätten sehr viel Einfluss auf ihre Patienten und würden auch in der Öffentlichkeit gehört.

Ärzte sollen Aufklärungsarbeit leisten

Aufgabe der Ärzte ist einerseits, die entsprechende wissenschaftliche Datenlage zu schaffen, Erkenntnisse zu vermitteln und Aufklärungsarbeit zu leisten – nichts zuletzt auch angesichts von Verleugnungstendenzen in Teilen der Bevölkerung, die es beim Thema „Klimawandel“ genauso gibt wie im Hinblick auf die Pandemie.

Es gehöre dazu aber auch der Einsatz für mehr Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen. Nach kürzlich veröffentlichten Daten des Umweltbundesamtes entfielen hierzulande rund fünf Prozent des gesamten Rohstoffverbrauchs auf den Gesundheitssektor. Es gebe Möglichkeiten, Ressourcen zu schonen. Veranstaltungen auf dem Kongress sind daher etwa auch der „klimaneutralen Praxis“ gewidmet.

Hitzewellen besonders problematisch

Verändern wir den natürlichen Lebensraum von Tieren, begünstigen wir, dass Krankheitserreger aus dem Tierreich auf uns übertragen werden. Auch Treibhauseffekt und Erderwärmung wirken sich schon jetzt erheblich auf die menschliche Gesundheit aus.

Besonders problematisch sind Hitzewellen. So steige an heißen Tagen mit mehr als 30 Grad Celsius die Sterbequote um etwa zehn und die Zahl der Krankenhauseinlieferungen um fünf Prozent. „Neuerdings ist es auch nachgewiesen, dass in Hitzeperioden mehr Herzinfarkte auftreten“, so der Kardiologe unter Verweis auf Daten aus dem Augsburger MONIKA-Register. „Und das ist ein Phänomen, das erst in der letzten Dekade so eklatant geworden ist.“

Auch Luftverschmutzung, längere Allergieperioden, andere Gefahren durch Extremwetterlagen, Nahrungsunsicherheit und die Gefahr von Kriegen um knapper werdende Ressourcen bedrohen unmittelbar die menschliche Gesundheit. Daher stimmt die Prominenz von Klimakrise und Gesundheit auf der Kongressagenda Dr. Martin Hartmann, den Vorsitzenden des Vereins Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG), mit dem sich die DGIM zusammengeschlossen hat, optimistisch. „Bis vor zwei Jahren hat der deutsche Gesundheitssektor in Bezug auf den Klimawandel geschlafen.“

„Klimawandel ist ein medizinischer Notfall“

Jetzt sei das Interesse enorm, Fachgesellschaften interessierten sich, es würden immer mehr „Health for Future“-Gruppen gegründet, und „Planetary Health“ halte Einzug in die Ausbildung von Medizinern. Geforscht wird ohnehin. Herrmann: „Wir haben kein Forschungsdefizit, wir haben ein Handlungsdefizit.“

Ärzte hätten eine wichtige Funktion als Kommunikatoren, Change Agents, Influencer. Der Klimawandel sei ein medizinischer Notfall. Ähnlich wie bei einer Krebserkrankung zähle schnelles Handeln: „Wir müssen jetzt intervenieren.“ Zugleich betonte er die positiven Gesundheitsauswirkungen von Klimaschutzmaßnahmen. Etwa in Sachen Luftverschmutzung und bei Lebensstiländerungen: „Wenn wir uns anders ernähren, wenn wir uns anders bewegen, wenn wir nicht soviel Hektik haben, dann geht es uns sehr viel besser“, so der Arzt. „Wir verlieren also nichts, wir gewinnen.“

Weitere Infos zum Jahreskongress der DGIM unter www.kongress.dgim.de und in der Printausgabe der „Ärzte Zeitung“ am kommenden Mittwoch.

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