Deutscher Krebskongress 2022
Wer Leitlinien schreibt, kann auch zu Forschungsfragen beitragen
Dr. Markus Follmann vom Leitlinienprogramm Onkologie hat ein Verfahren zur Entwicklung von Forschungsfragen beim Schreiben neuer Leitlinien vorgestellt. Was die Leitlinienteams dabei brauchen.
Veröffentlicht:Berlin. Wie lassen sich Forschungsfragen enger an die Entwicklung und Aktualisierung von Leitlinien knüpfen? Das Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft hat hierfür einen eigenen Prozess entwickelt.
Demnach könnten Leitliniengruppen künftig eigene Arbeitsgemeinschaften (AG) erhalten, die sich um das Ausarbeiten von Forschungsfragen kümmern, wie Dr. Markus Follmann vom Leitlinienprogramm Onkologie der Deutschen Krebsgesellschaft beim Krebskongress in Berlin berichtete.
Aussehen solle dies wie folgt: Vertreter verschiedener Disziplinen aus einer Leitliniengruppe bilden wiederum ein Unterteam und entwerfen Forschungsfragen. Follmann kündigte an, dass die Teams dabei von der Krebsgesellschaft unterstützt würden, sodass die Fragen auch dem PICO-Schema und anderen methodischen Anforderungen entsprächen. Die Forschungsfragen, die die jeweilige AG erarbeitet, würden in einem eigenen Kapitel der Leitlinie gebündelt.
Der Vorteil laut Follmann: Meist zeige sich während der Leitlinienarbeit, wo Evidenz fehle. Warum also nicht auch gleich die entsprechenden Forschungsfragen erarbeiten, statt dies „erst einige Monate im Nachgang“ zu tun.
Unterstützung auch bei Antragsstellung prospektiver Registerstudien
Steht der Fragenkatalog, könne begutachtet werden, ob die Forschungsfragen retrospektiv anhand der Versorgungs-Registerdaten zu beantworten sind. Andernfalls könnten prospektive Registerstudien beantragt werden. Auch bei der Antragsstellung würden die Gruppen unterstützt. Follmann sprach in dem Zusammenhang zudem an, die Fragen in einem Content-Management-System sammeln zu wollen.
Allerdings sei das Vorgehen ressourcenintensiv: Eine Person sollte den AG Forschungsfragen ähnlich wie bei Patientenleitlinien zuarbeiten, erklärte er. Allein aus den Leitlinienteams heraus sei dies nicht zu leisten.
Trotz der Mehrarbeit: Bisher rufe das Vorgehen positives Echo bei den Leitliniengruppen hervor, die das Verfahren bereits ausprobiert haben, berichtete Follmann. (ker)