Gefahr für die Gesundheit

Ärzte warnen vor Shisha-Trend

Shisha-Rauchen liegt im Trend: In den Großstädten haben sich Shisha-Bars etabliert; es gibt eine Shisha-Messe und einen Shisha-Verband. Doch nun mehren sich die Alarmsignale.

Von Frank Christiansen Veröffentlicht:
Shisha-Rauchen: Ein Trend mit gesundheitlichen Risiken?

Shisha-Rauchen: Ein Trend mit gesundheitlichen Risiken?

© ponomarencko / stockadobe.com

DÜSSELDORF. Ein süßliches Aroma wabert durch die Luft, begleitet von gemütlichem Blubbern. "Die dürfen eigentlich nur mit Kräutermischungen verwendet werden", empört sich Siegfried Ermer, Bundesvorsitzender von Pro Rauchfrei. Gemeint sind die arabischen Wasserpfeifen in den Shisha-Bars. "Wir haben in Bayern jetzt etliche Shisha-Bar-Betreiber, die Tabak verwenden, abgemahnt", berichtet Ermer. "Viele Ordnungsämter sind zu lasch und wollen gar nicht wissen, was in den Shisha-Bars passiert", kritisiert er. "Wir setzen zum Teil Detektive ein, um die Verstöße nachzuweisen."

Vor einigen Wochen hat die Düsseldorfer Uniklinik Alarm geschlagen: Immer mehr Shisha-Raucher müssten mit lebensgefährlichen Kohlenmonoxid-Vergiftungen in der Druckkammer behandelt werden. 2017 seien es fast 40 Wasserpfeifen-Raucher gewesen – vor zwei Jahren war es erst einer. Das Risiko dürfte jetzt in der kalten Jahreszeit ansteigen, warnt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Köln. In geschlossenen Räumen steigt die Gefahr einer Kohlenmonoxidvergiftung bekanntlich deutlich an.

So funktioniert die Shisha

Der Tabak wird in der Wasserpfeife nicht direkt verbrannt, sondern bei niedrigen Temperaturen mit Hilfe der Wasserpfeifenkohle erhitzt. Bei der Verbrennung der Kohle entsteht das unsichtbare und hochgiftige Kohlenmonoxid.

Tückisch: Die frühen Anzeichen einer Vergiftung wie Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen werden beim Shisha-Rauchen meist auf den Tabak zurückgeführt. Die Ärztekammer Nordrhein fordert nun Kohlenmonoxid-Melder als Pflichtgerät für jede Shisha-Bar, um rechtzeitig Alarm zu schlagen. In vielen Lokalen werde rund um die Uhr Wasserpfeifenkohle verbrannt, was den Kohlenmonoxid-Gehalt darin in die Höhe treibe.

"Frau in Shisha-Bar kollabiert", "Kohlenmonoxidvergiftung in Shisha-Bar", "Glimmende Shisha-Pfeife - Mann erleidet Kohlenmonoxidvergiftung", "Frau bricht beim Shisha-Rauchen" zusammen – Schlagzeilen dieser Art hatten sich zuletzt gehäuft. Bundesweite Zahlen zur Ursache Shisha-Rauchen sucht man aber vergeblich: "Die Kohlenmonoxid-Vergiftungen werden nur insgesamt erfasst, da sind die defekte Therme und der drinnen betriebene Holzkohlengrill auch dabei", sagt ein Sprecher der Techniker-Krankenkasse.

Shisha – der Einstieg zum Zigarettenrauchen?

Shishas scheinen mit ihrem süßlich-fruchtigen Aroma zudem die Zigarette als Einstiegsdroge in den Tabakkonsum abzulösen: Jeder zweite Schüler einer zehnten Klasse hat schon einmal Tabak aus einer Shisha geraucht. 15 Prozent der Zehntklässler greifen regelmäßig zur Wasserpfeife, ergab eine Studie der Krankenkasse DAK-Gesundheit, für die in sechs Bundesländern 7000 Schüler befragt worden waren.

Laut Bundesinstitut für Risikobewertung können sich darüber hinaus beim langjährigen Shisha-Rauchen die Lungenfunktion verschlechtern und das Krebsrisiko erhöhen. Die Annahme, dass der Rauch aus Wasserpfeifen weniger schädlich als der von Zigaretten sei, sei falsch. Das Gegenteil sei der Fall.

Die Weltgesundheitsorganisation hatte darauf hingewiesen, dass der inhalierte Rauch einer Wasserpfeifen-Sitzung dem Rauchvolumen von 100 Zigaretten entspreche. Kritiker weisen aber darauf hin, dass dies nichts über die Schädlichkeit des Shisha-Rauchs aussage und ein Shisha-Raucher zudem deutlich seltener rauche als ein Zigarettenraucher.

Wirtschaftliche Aspekte

Das Geschäft mit Tabak für Wasserpfeifen floriert. Der Absatz von Pfeifentabak legte in den vergangenen Jahren deutlich zu. Für diese Entwicklung ist laut Statistischem Bundesamt hauptsächlich der Shisha-Tabak verantwortlich. Zur staatlich registrierten Menge dürfte noch eine erhebliche Dunkelziffer geschmuggelten, unversteuerten Tabaks kommen, von dem der Zoll immer wieder größere Mengen sicherstellt. (dpa)

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Kommentare
Dr. Jürgen Schmidt 04.01.201809:33 Uhr

Über die Wurzeln der Sucht wissen wir zu wenig

Man muss sich nicht wundern, dass dieses seltsame Verlangen nach anreizenden und anregenden inhalierbaren Stoffen nicht auszurotten ist. Selbst das wenig genussvolle Zigarettenrauchen behauptet einen respektablen Rang in der Genussmittelstatistik.
Wir wissen von den Neurophysiologen inzwischen viel, über die Wirkung von Tabak und ähnlichem Stoff aber immer noch zu wenig.
Ich bin seit 40 Jahren überzeugter Nichtraucher. Meine Pfeifen und eine Dose Tabak befinden sich in einem Kellerschrank. Mehrfach im Jahr kann ich nicht widerstehen und öffne die kleine Dose "Three Nuns", um den wunderbaren Duft einzusaugen.

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