Kommentar

Alle Jahre wieder

Eine Metaanalyse hat Nutzen und Schaden der kardiovaskulären Primärprävention mit ASS untersucht. Auch wenn das Ergebnis der Analyse sich nicht von früheren unterscheidet – es wird nicht die letzte gewesen sein.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:

Arthur Schopenhauer ist die Erkenntnis zu verdanken, dass der Kopf nicht einlässt, was das Herz nicht will. So ähnlich verhält es sich wohl auch mit dem Einsatz von ASS in der Primärprävention von atherosklerotisch bedingten kardiovaskulären Erkrankungen. Trotz umfangreicher Evidenz wird wieder und wieder untersucht, ob man in dieser Indikation mit breit eingesetztem ASS nicht doch einen positiven Saldo erzielen kann.

Kann man offenbar nicht. Erneut hat eine Metaanalyse – man ist versucht zu sagen: die alljährlich fällige – bestätigt, dass der mögliche Nutzen der kardiovaskulären Primärprävention den potenziellen Schaden nicht aufwiegt.

Und der Nutzen steigt demnach selbst dann nicht, je höher das Risiko eines Patienten für Herzinfarkt oder Schlaganfall zu veranschlagen ist. Nicht, dass die tägliche Plättchenhemmung nichts Positives bewirkte; das kardiovaskuläre Risiko sinkt damit um zehn bis 20 Prozent. Auf der anderen Seite aber steigt die Gefahr größerer Blutungen, und zwar um 30 bis 50 Prozent. In der Abwägung mag es im Individualfall dennoch geraten sein, präventiv ASS zu verordnen. Allgemein zu empfehlen ist es aber nicht.

Wer weiter generell auf primärpräventives ASS setzt, sollte sich deshalb an Schopenhauer erinnern. Der wusste nämlich auch: „Jeder Irrtum muss früher oder später Schaden stiften, und desto größeren, je größer er war.“ Weitere ASS-Studien wird das vermutlich nicht aufhalten. Dann also: Bis nächstes Jahr!

Schreiben Sie dem Autor: robert.bublak@springer.com

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