Kommentar zum Lungenkrebsscreening

Amerika, Du hast es besser?

US-Empfehlungen für Langzeitraucher zum Lungenkrebsscreening per Low-Dose-CT wurden ausgedehnt. Das hat nicht nur Vorteile.

Dr. Robert BublakVon Dr. Robert Bublak Veröffentlicht:

In Deutschland wird noch darüber diskutiert, ob und für wen ein computertomografisch gestütztes Screening von Rauchern und Ex-Rauchern auf Lungenkrebs sinnvoll ist. Das IQWiG immerhin erkennt einen Anhaltspunkt für einen Nutzen. Derweil haben US-Mediziner der präventionsmedizinischen Taskforce USPSTF ihre acht Jahre alten Empfehlungen zum Low-Dose-CT für jährliche Reihenuntersuchungen auf Bronchialkarzinome aktualisiert. Nicht mehr ab 55, sondern schon ab 50 soll es losgehen, und zwar für alle Raucher und Ex-Raucher, die auf mindestens 20 Packungsjahre kommen und zudem nicht seit wenigstens 15 Jahren abstinent sind.

Heißt es also wieder einmal: Amerika, du hast es besser? Wer mit Blick auf das Lungenkrebsscreening Goethe zitieren möchte, sollte sich die Zahlen der USPSTF vielleicht noch einmal genauer ansehen. Zwar ist es richtig, dass die veränderten Bedingungen die Lungenkrebsmortalität um 13,0 Prozent sinken lassen, verglichen mit 9,8 Prozent nach den alten Vorgaben – immer vorausgesetzt, dass die dazu Berechtigten das Screening auch in Anspruch nehmen. Die Zahl der gewonnenen Lebensjahre stiege um mehr als 40 Prozent.

Das ist gewiss nicht wenig bei einem Tumorleiden, das vier von fünf Patienten binnen fünf Jahren umbringt. Doch der Preis dafür ist nicht unbeträchtlich. Alle Personen, die sich der neuen USPSTF-Strategie anvertrauen, müssen im Verlauf mit durchschnittlich zwei falsch-positiven Resultaten rechnen. Was das beim Verdacht auf Lungenkrebs psychisch und in Hinsicht auf mögliche medizinische Konsequenzen auch physisch bedeuten kann, lässt sich unschwer ausmalen. Überdiagnosen nehmen ebenfalls zu, genauso wie strahlungsbedingte Malignome.

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Ein wesentlicher Grund für die nun publizierte Aktualisierung der Screeningempfehlungen sollte jedenfalls nicht vergessen gehen. Mit den neuen Empfehlungen möchte die USPSTF nämlich nicht zuletzt den bisher nicht gut erfassten Risikoprofilen von Frauen und Angehörigen von ethnischen Minderheiten besser gerecht werden. Denn Goethe hin oder her – in allem hat es Amerika eben auch nicht besser.

Schreiben Sie dem Autor: robert.bublak@springer.com

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