Offener Brief

Appell an die neue Regierung: Chancenungleichheit von Kindern angehen

Ein neues Gremium von Fachleuten dringt darauf, die Finanzierung von Hilfe- und Unterstützungseinrichtungen für sozioökonomisch benachteiligte Familien zu verbessern und formuliert Lösungsansätze.

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Berlin. Eine interprofessionelle Arbeitsgemeinschaft von Fachleuten aus Wissenschaft, kinderärztlicher Versorgung und Sozialpädiatrie appelliert an die künftige Bundesregierung, neue Antworten auf die Chancenungleichheit von Kindern zu geben. Nötig seien neue Lösungsansätze, um die frühe (Gesundheits-)Bildung zu stärken, heißt es in einem offenen Brief, der am Mittwoch auf der Webseite www.deutsches-kinderbulletin.de veröffentlicht werden soll.

Zwar existierten bereits wichtige Hilfe- und Unterstützungseinrichtungen wie die Frühen Hilfen, Familienzentren, Interdisziplinären Frühförderstellen, Sozialpädiatrische Zentren, Jugendämter, subsidiäre Gesundheitsdienste oder Kindertageseinrichtungen. Dennoch sei bei frühkindlichen Entwicklungsdefiziten von sozioökonomisch benachteiligten Kinder keine Besserung in Sicht.

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„Die Kluft zwischen frühkindlich gut entwicklungsgeförderten und schlecht geförderten Kindern in Hinblick auf ihre Fähigkeiten-Entwicklung nimmt nach den Daten neuerer Einschuluntersuchungen sogar noch zu“, sagt der Berliner Pädiater Dr. Ulrich Fegeler, auf dessen Initiative hin der Expertenrat gebildet wurde.

50.000 Jugendliche pro Jahr erreichen keinen Hauptschulabschluss

Ursächlich sei vor allem die Unterfinanzierung zentraler entwicklungsfördernder Einrichtungen sowie deren unzureichende Ausstattung. Damit würden frühzeitig die Chancen dieser Kinder für ein gesundes Auswachsen und einen adäquaten Bildungsabschluss verspielt. Jährlich erreichten in Deutschland über 50.000 Kinder und Jugendliche keinen Hauptschulabschluss.

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Ganz überwiegend kämen diese Kinder aus anregungsarmen, bildungsfernen und einkommensschwachen Familien. Der Gesellschaft entstünden dadurch erhebliche materielle Kosten und immaterielle Schäden, die weit über den Gesundheits- und Bildungssektor hinausreichten.

Die Arbeitsgemeinschaft spricht sich daher für eine aufsuchende Betreuung der betroffenen Familien durch Sozialraumlotsen aus – beispielsweise zur kontinuierlichen familiären Beratung, Terminbegleitung etwa zu den Kindervorsorgen oder für die U3-Kitaplatzbeschaffung.

Mehr Mittel für die Frühen Hilfen

Weitere Forderungen sind die Umsetzung des Anspruchs auf frühzeitige frühkindliche Förderung im medizinischen wie auch nicht-medizinischen Kontext oder eine verbesserte Qualität frühkindlicher Förderung und Vernetzung der Angebote. Die Fachleute plädieren zudem für einen Ausbau der U3-Kita-Plätze sowie für eine bedarfsgerechte Mittelerhöhung der Frühen Hilfen.

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Mitglieder des neuen Gremiums sind unter anderem Professorin Sabine Walper vom Deutsches Jugendinstitut München, Dr. Wolfram Hartmann, ehemaliger Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte sowie Dr. Ulrike Horacek und Dr. Andreas Oberle von der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin. (ras)

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