Atemmaske verringert Hirnschäden bei Schlafapnoe

Durch eine Therapie mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) lässt sich bei Patienten mit Schlafapnoe die mentale Leistungsfähigkeit verbessern. Und: Auch die Nervenzellen regenerieren sich.

Veröffentlicht:
Durch Beseitigung von Atmungsstörungen im Schlaf lassen sich Nervenzellen regenerieren.

Durch Beseitigung von Atmungsstörungen im Schlaf lassen sich Nervenzellen regenerieren.

© Amy Walters / fotolia.com

NEU-ISENBURG (MUC/eb). Die obstruktive Schlafapnoe (OSA) geht oftmals mit Störungen der neurokognitiven Funktionen (Gedächtnis, Aufmerksamkeit, schnelles Umschalten, Verhaltenssteuerung) einher.

Als Ursachen werden die aus der Atmungsstörung resultierende Hypoxämie, die Schlaffragmentierung und die Aktivierung des sympathischen Nervensystems vermutet. Diese Veränderungen sind mit einer Vasokonstriktion der Gehirngefäße assoziiert.

Voxelbasierte Verfahren zur dreidimensionalen Darstellung der Gehirnstrukturen

Neuerdings stehen voxelbasierte bildgebende Verfahren zur Verfügung, die eine dreidimensionale Darstellung der Gehirnstrukturen, vor allem der grauen Substanz, ermöglichen. Ein Voxel (zusammengesetzt aus Volumen und Pixel) beschreibt einen Bildpunkt in einer dreidimensionalen Grafik und dient zur dreidimensionalen Erfassung von Veränderungen.

Mithilfe von voxelbasierten morphometrischen Untersuchungen wurde bei Patienten mit OSA eine Verminderung der grauen Substanz in verschiedenen Arealen des Großhirns gefunden.

Nun wurde mit dieser Methode geprüft, ob bei Patienten mit OSA im Vergleich zu gesunden Probanden eine Verminderung der grauen Substanz nachweisbar ist und ob diese unter einer Therapie mit kontinuierlichem positivem Atemwegsdruck (CPAP) verringert oder normalisiert werden kann.

Bei 17 Patienten mit OSA erfolgte eine Darstellung des Gehirns mittels T1-gewichteter Magnetresonanztomografie. Als Vergleich dienten die Daten von 15 gesunden Personen mit vergleichbarem Alter und Ausbildungsgrad (PneumoNews 2011; 4: 7).

Verschiedene neuropsychologische Testverfahren

Die neuropsychologische Untersuchung umfasste das Kurz- und Langzeitgedächtnis, exekutive Funktionen, konstruktive Fähigkeiten, die Vigilanz, die Aufmerksamkeit und das abstrakte Denkvermögen. Verschiedene neuropsychologische Testverfahren wie der Zahlenverbindungstest und der Stroop-Test wurden angewandt.

Beim Stroop-Test wird der Proband aufgefordert, die Farbe eines gedruckten Wortes zu nennen. Die Bedeutung des Wortes differiert dabei von seiner Farbe, das Wort "grün" etwa hat die Farbe "rot". Deshalb steigt die Fehlerzahl bei Störung der exekutiven Funktionen.

Vor der Behandlung fand sich bei OSA-Patienten ein geringeres Volumen der grauen Substanz vor allem im linken parietalen und rechten frontalen Kortex als bei Gesunden. Zusätzlich war bei den OSA-Patienten das Volumen der grauen Substanz im linken parahippocampalen Gyrus reduziert. Die Verminderung der grauen Substanz vor der Therapie korrelierte mit der Zahl der Fehler im Stroop-Test.

Hippocampus reagiert extrem empfindlich auf Störungen der Sauerstoffversorgung

Nach der CPAP-Behandlung nahm das Volumen der grauen Substanz sowohl im Bereich des frontalen Kortex als auch im Hippocampus signifikant zu. Die Zunahme der grauen Substanz korrelierte mit einer Verminderung der Fehlerzahl im Stroop-Test (Am J Respir Crit Care Med. 2011; 183: 1419).

Der Hippocampus reagiert extrem empfindlich auf Störungen der Sauerstoffversorgung, kommentiert Professor Karl-Heinz Rühle aus Hagen. Im Tierversuch sei nachgewiesen worden, dass eine intermittierende Hypoxie mit einem erhöhten Zelluntergang in dieser Gehirnregion verbunden ist.

Faszinierend ist nach Rühles Ansicht die Tatsache, dass durch eine CPAP-Therapie und die Beseitigung der Atmungsstörungen im Schlaf eine Regeneration von Nervenzellen erzielt werden kann und sich die mentale Leistungsfähigkeit der Patienten verbessern lässt.

Unklar bleibe, bis zu welchem Grad der Schädigung eine Regeneration durch die CPAP-Therapie möglich ist. Deswegen sei es wichtig, dass die Diagnose frühzeitig gestellt und die Behandlung möglichst optimal mit guter Compliance erfolge.

Mehr zum Thema

Point-of-Care-Diagnostik

PKV bringt schnelle PoC-Coronadiagnostik in die Arztpraxen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ulrike Elsner

© Rolf Schulten

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“