Honorarkritik

Bayerischer Hausärzteverband fordert faire Honorare für Corona-Tests

Bayerns Hausärzte sind verärgert. Bundesgesundheitsminister Spahn habe ein Milliardenpaket für Krankenhäuser vorgelegt, aber den ambulanten Sektor vergessen zu stärken. Das zeige sich auch bei den Corona-Tests.

Von Birgit Fenzel Veröffentlicht:
Corona-Tests von Urlaubsrückkehrern im Auto

Corona-Tests von Urlaubsrückkehrern ohne Symptome könnten auch die Gesundheitsämter übernehmen, sagen Bayerns Hausärzte.

© Christoph Schmidt/dpa

München. Der Bayerische Hausärzteverband (BHÄV) fordert eine faire und angemessene Honorierung der Corona-Testung. „Es klingt paradox, aber für Patienten ohne Symptome, die sich einfach nur mal testen lassen wollen und zu 99 Prozent nicht mit dem Coronavirus infiziert sind, gibt es Honorar, während die Testung von infektiösen Patienten nicht extra honoriert wird – und dies, obwohl sie unserer intensiven und in Pandemiezeiten besonders aufwendigen Behandlung bedürfen“, so der BHÄV-Vorsitzende Dr. Markus Beier.

Der Bundesgesundheitsminister habe jetzt ein Milliardenpaket für die Krankenhäuser vorgelegt, dabei aber völlig vergessen, auch den ambulanten Sektor zu stärken, der bislang die Hauptlast der Corona-Pandemie zu tragen hatte – allen voran die Hausarztpraxen, so Beier in seiner Stellungnahme zum Krankenhauszukunftsgesetz.

Laut BHÄV ist die Vergütung für den Corona-Test bei Patienten mit Symptomen in der Versichertenpauschale enthalten, die einmal pro Quartal abgerechnet werden kann und eine allgemeine Pauschale für die hausärztliche Betreuung darstellt. Der Abstrich wird also nicht gesondert vergütet wie beispielsweise der Wunschabstrich bei symptomlosen Patienten in Bayern (Bayerisches Testkonzept, GOP 98050 - 98052), der mit 25 Euro (bei Abstrich in der Praxis, bei einem Hausbesuch 45 Euro, Mitbesuch 35 Euro) vergütet wird. Die Versichertenpauschale wird auch in diesem Fall fällig, falls der GKV-Versicherte erstmalig im Quartal seinen Hausarzt in Anspruch nimmt.

Ignoranz der Politik verärgert

Beier fordert unter anderem eine deutliche Vereinfachung der Bürokratie und den Zugriff auf zuverlässige Laborkapazitäten für symptomatische Patienten und deren Familien. „Was uns seit Monaten besonders ärgert, ist die Ignoranz der Politik gegenüber unseren MFAs und VERAHs“, berichtet Beier. Das Praxisteam stehe in der Bewältigung der Corona-Pandemie in der ersten Reihe und hätte täglich Kontakt zu Menschen, die möglicherweise infiziert sind.

„Sie haben damit ein erhöhtes Risiko selbst zu erkranken. Dass ausgerechnet unsere Praxismitarbeiterinnen keinen Corona-Bonus erhalten, ist eine mangelnde Wertschätzung durch die Politik“, so Beier.

Zur bayerischen Teststrategie sagte er, dass die Behandlung von Patienten immer Vorrang haben müsse. Wichtig sei deshalb, dass Hausärzte in den Praxen auch die Corona-Tests entsprechend priorisieren und der Lage entsprechend anpassen. Tests von Urlaubsrückkehrern ohne Symptome könnten auch die Gesundheitsämter übernehmen. Eine besondere Priorität benötigten allerdings auch die Bewohner und das Personal in Heimen sowie Pflege- und medizinischen Einrichtungen.

Zulassungen von Multiplex-Tests

Für den Herbst stellt der Bayerische Hausärzteverband vier zentrale Forderungen auf. Dazu gehört, dass die telefonische Fernbehandlung leichter Infekte mit einer Isolierung oder Krankschreibung für fünf bis sieben Tage wieder ermöglicht werden müsse.

Als zweiten wichtigen Schritt nannte Beier die Sicherstellung der Versorgung mit Schutzausrüstung durch zentralen Bezug, der beispielsweise durch die KVB erfolgen könnte. Wichtig sei auch, dass die GKV Multiplex-Testungen zulasse, wie zum Beispiel den Test auf Influenza und COVID-19 in einem Abstrich.

Punkt 4 bezieht sich auf die Prävention. Gerade im Herbst, wenn das Leben wieder in den Innenräumen stattfinde, müsse die Öffentlichkeit auch wieder sensibilisiert werden, die AHA-Regeln zu beachten: also Abstand halten, Hygiene beachten und Alltagsmaske tragen.

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