Ein Virus namens Eris

Corona-Variante EG.5 breitet sich aus, ist aber „keine besondere Gefahr“

Das Corona-Virus EG.5, auch Eris genannt, verbreitet sich rasch und kann wohl auch dem Immunsystem leicht entwischen. Bei Infizierten ähneln die Krankheitsverläufe nach bisherigem Wissen aber denen anderer aktueller Varianten.

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Guter alter Bekannter: Werden wir Corona-Schnelltests bald wieder häufiger brauchen – und welche Bedeutung hat bei Erkrankungsfällen künftig die Corona-Variante EG.5?

Guter alter Bekannter: Werden wir Corona-Schnelltests bald wieder häufiger brauchen – und welche Bedeutung hat bei Erkrankungsfällen künftig die Corona-Variante EG.5?

© Ottfried Schreiter / imageBROKER / picture alliance

Berlin / Genf. Die neue Coronavirus-Variante EG.5 breitet sich weltweit zwar immer weiter aus, wird aber als nicht besonders gefährlich angesehen. „Meiner Einschätzung nach geht von EG.5 keine besondere Gefahr aus“, sagte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel.

Die Variante EG.5 habe zwar eine Mutation, die eventuell dazu führe, dass sie dem Immunsystem etwas leichter entgehen könne. „Die gleiche Mutation ist aber auch in anderen Varianten zu finden“, erklärte Neher. „Bemerkenswert ist die Variante, weil sie in China – und damit einer großen Population – häufig ist und dort in den vergangenen Wochen schnell an Häufigkeit zugenommen hat.“

„Nicht grundlegend anders als andere Varianten“

„Wir müssen sicherlich davon ausgehen, dass mit dem Ende des Sommers und nach einer Phase mit sehr niedrigen Fallzahlen die Zahlen wieder steigen werden“, sagte Neher. „Aber EG.5 ist nicht grundlegend anders als andere Varianten, sondern zeigt eine graduelle – aber schnelle – Evolution, wie wir es seit einiger Zeit für SARS-CoV-2 beobachten.“

Das von EG.5 ausgehende Risiko für die öffentliche Gesundheit sei nach derzeitigem Wissen gering, meldete auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor einigen Tagen. Es entspreche dem von XBB.1.16 und einigen anderen derzeit zirkulierenden Varianten ausgehenden Risiko. EG.5, manchmal auch Eris genannt, verbreite sich zwar bemerkenswert rasch und könne dem Immunsystem vergleichsweise leicht entwischen. Die Krankheitsschwere sei im Vergleich zu anderen aktuellen Varianten aber unverändert.

Bald die dominierende Variante?

Die Verbreitung von EG.5 sei global seit Mitte Juni innerhalb von vier Wochen von 7,6 Prozent der gemeldeten Corona-Fälle auf 17,4 Prozent (Woche 17.– 23. Juli) gestiegen, berichtete die WHO. Aufgrund der raschen Ausbreitung und der größeren Immunflucht könne EG.5 in einigen Ländern oder sogar weltweit bald zur dominierenden Variante werden. Innerhalb der Variante EG.5 komme die Sublinie EG.5.1 bei weitem am häufigsten vor. Sie habe eine zusätzliche Mutation am Spike-Protein, das für das Eindringen in die Zellen wichtig ist.

In Deutschland ist EG.5 nach Angaben des Robert Koch-Instituts erstmals Ende März 2023 registriert worden und verbreitet sich derzeit auch hier, insbesondere die Sublinie EG.5.1. Bei den Aussagen zur Gefährlichkeit schließt sich das Institut der WHO an.

Eris gehört zu den „Virusvarianten von Interesse“

Die WHO hatte am Mittwoch die Variante EG.5 in die Kategorie „Virusvarianten von Interesse“ hochgestuft. Damit stehen nun insgesamt drei Varianten unter verstärkter Beobachtung: Die in Europa und auf dem amerikanischen Kontinent stark verbreitete XBB.1.5, die besonders in Asien vorkommende XBB.1.16, sowie EG.5. Laut WHO-Mitarbeiterin Dr. Maria Van Kerkhove sind bei EG.5 zwar keine schwereren Krankheitsverläufe, aber ein geringerer Impfschutz als bei anderen Virusvarianten beobachtet worden.

Insgesamt bekommt die WHO immer weniger Informationen über die Corona-Lage in aller Welt. „Derzeit können wir keine genaue Statistik zu den Todesfällen im Zusammenhang mit COVID-19 zur Verfügung stellen“, hatte Maria Van Kerkhove bereits am Mittwoch in Genf gesagt.

„Datenlage hat sich verschlechtert“

Seitdem die WHO vor drei Monaten den globalen Corona-Gesundheitsnotstand für beendet erklärte, sind die Neuinfektionen und Todesfälle laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus weiter zurückgegangen. Gleichzeitig habe sich aber auch die Datenlage verschlechtert. Im Juli hätten nur ein Viertel aller Länder Todeszahlen an die WHO geliefert. Nur elf Prozent hätten Zahlen zu schweren Fällen weitergegeben.

Es sei jedoch wichtig, die Lage im Blick zu behalten, nicht zuletzt wegen neuer Mutationen des Coronavirus, betonte Tedros. (dpa)

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