Stuhl-Transplantation

Darmflora reloaded

Letzte Chance fremder Kot? Eine Transplantation frischen Stuhls von einem gesunden Spender kann bei Clostridium-difficile-Infektionen scheinbar helfen. Darauf weist zumindest eine neue Studie hin.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:

PROVIDENCE. Infektionen mit Clostridium difficile (CDI) sind schwierig zu behandeln und haben nach der ersten Episode Rezidivraten zwischen 15 und 35 Prozent, nach einem weiteren Rezidiv bis zu 65 Prozent. Ist der Infektion mit Antibiotika nicht zu begegnen, kann eine Stuhltransplantation durchgeführt werden, um wieder eine physiologische Darmbesiedelung zu erreichen.

Aus Fallserien und Open-label-Studien wurde bisher über Heilungsraten von 81 bis 100 Prozent berichtet. Jetzt haben Colleen Kelly vom Miriam Hospital in Providence im US-Staat Rhode Island und Kollegen Stuhltransplantationen per Kolonoskopie bei Patienten bis 75 Jahre mit mindestens drei CDI-Rezidiven in einer randomisierten, kontrollierten, doppelblinden Studie untersucht (Ann Intern Med 2016, online 23. August).

Mit Vancomycin behandelt

Alle Patienten hatten zwei bis drei Tage vor der Stuhltransplantation über mindestens zehn Tage Vancomycin erhalten. 22 Patienten erhielten den frischen Stuhl eines gesunden Spenders und 24 Probanden ihren eigenen Stuhl (Kontrollgruppe). Die Wirksamkeit (primärer Endpunkt: Beendigung der Diarrhö ohne weitere Anti-CDI-Therapie) wurde nach einem Follow-up von acht Wochen beurteilt. Während der Beobachtungszeit wurden die Patienten mehrfach nach Stuhlkonsistenz und -frequenz befragt.

Gut 90 Prozent der Patienten, die eine Stuhltransplantation von einem Fremdspender erhalten hatten, wurden am Ende der Beobachtungszeit als geheilt eingestuft. In der Kontrollgruppe mit autologem Material lag diese Quote bei knapp 63 Prozent. Allerdings waren die Unterschiede zwischen Verum- und Kontrollgruppe nicht in beiden teilnehmenden Kliniken gleich deutlich erkennbar (Rhode Island: 90 vs. 43 Prozent; New York: 92 vs. 90 Prozent).

Möglicherweise waren die Ergebnisse in New York eine Folge längerer Krankheitsdauer sowie der Vorbehandlung der Patienten, so die Autoren. Warum so viele Patienten mit ihrem eigenen Stuhl geheilt werden konnten, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Die idealen Kandidaten für eine Fremdstuhlspende, so Kelly und Kollegen, müsse man in künftigen Studien erst ermitteln.

Dysbiose hatte sich normalisiert

Alle neun Patienten, die nach autologer Stuhltransplantation ein Rezidiv erlebten, wechselten in die Spendergruppe und galten nach der Behandlung ebenfalls als geheilt. So erreichte die Erfolgsquote ohne Rezidiv bis 25 Wochen nach der Stuhltransplantation letztlich 94 Prozent. Die bei allen Patienten vor der Transplantation bestehende Dysbiose hatte sich nach dem Eingriff normalisiert. Proteobakterien und Verrucomicrobia verschwanden nach der Fremdspende und Bacteroidetes und Firmicutes vermehrten sich.

Unerwünschte Ereignisse wie Fieber, Bauchschmerz, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, Diarrhö, Obstipation oder Appetitlosigkeit traten in beiden Gruppen etwa gleich häufig auf. Zu Schüttelfrost kam es häufiger in der Kontrollgruppe. Kein schweres Ereignis trat im Zusammenhang mit der Transplantation oder der Kolonoskopie auf.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kot-Transplantationen: Hätten Sie mal 'nen Stuhl?

Ihr Newsletter zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

© Steffen Kögler / stock.adobe.com

Reizdarmsyndrom und Nahrungsmittelunverträglichkeiten

Multimodaler Ansatz zur Regeneration der Darmbarriere

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MEDICE Arzneimittel Pütter GmbH & Co. KG, Iserlohn
Abb. 1: Symptomverbesserung unter Upadacitinib zu Woche 8 und 52

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [2]

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Erste Real-World-Daten bei Colitis ulcerosa und neue Langzeitdaten bei Morbus Crohn zu Upadacitinib

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an