Generisches Viagra

Dauer-Erektion wird billiger

Seit dem 24. Juni ist der Wirkstoff von Viagra® offiziell generisch. Etliche Nachahmer drängen auf den Markt. Dabei hat Pfizer mit dem Early Entry eines eigenen Generikums die Latte ziemlich hoch gelegt.

Hauke GerlofVon Hauke Gerlof und Christoph WinnatChristoph Winnat Veröffentlicht:
Das Original: Viagra® von Pfizer.

Das Original: Viagra® von Pfizer.

© Uli Deck / dpa

BONN/BERLIN. Der öffentliche Hype zur Markteinführung von Viagra® 1998 wäre vermutlich nur von demjenigen bei Einführung der Antibabypille Anfang der 60er übertroffen worden - hätte es damals schon eine vergleichbare Medienvielfalt gegeben wie zum Ausgang des Jahrhunderts.

Die rautenförmige blaue Tablette ließ manchen gar von einer "zweiten sexuellen Revolution" sprechen. Doch das ganz große Überflieger-Produkt wurde am Ende nicht daraus.

2012 setzte Pfizer mit Sildenafil in der Indikation erektile Dysfunktion 2,05 Milliarden Dollar um (knapp 1,6 Milliarden Euro).

Sämtliche Vertreter der Phosphodiesterase-5-Hemmer - 2003 zogen Bayer und GSK mit Vardenafil sowie Lilly mit Tadalafil nach - brachten es vergangenes Jahr auf 4,4 Milliarden Dollar internationalen Marktumsatz.

Das meistgefälschte Arzneimittel

Ob mit dem jetzt europaweit einsetzenden generischen Wettbewerb der Sildenafil-Absatz noch einmal einen kräftigen Schub bekommt, bleibt abzuwarten.

Für Generikahersteller ist das privat zu zahlende Lifestylepräparat, auf jeden Fall besonders interessant, da es anders als andere Nachahmer nicht dem rapiden Preisverfall in Rabattausschreibungen ausgesetzt ist.

Etliche Anbieter drängen denn auch in den Markt. Nach Angaben des BfArM liegen über alle Wirkstärken und Packungsgrößen hinweg bereits 28 neue Sildenafil-Zulassungen vor.

Allerdings setzt Pfizers Launch eines eigenen Sildenafil-Generikums vor Patentablauf ("Early Entry" zum 1. Juni) die Konkurrenz ordentlich unter Druck. Mit 2,08 Euro pro Tablette unterbietet sich Pfizer in der günstigsten Dosis-Packungsvariante selbst um 80 Prozent.

Eine weitere Klippe, die die Nachahmer noch meistern müssen, ist die richtige Arzt- und Patientenansprache. Männern ist das Thema Erektionsstörung ausgesprochen unangenehm.

Nicht zuletzt dieser Sachverhalt hat der blauen Pille eine ganz eigene Karriere verschafft: Sie gilt als das weltweit am häufigsten gefälschte Medikament. Der Wunsch nach anonymer Order lässt Web- und Mail-Offerten der Machart " Viagra prescription-free" bis heute wie Pilze aus dem Boden sprießen.

Alle Generika erst ab Juli in der EDV

In der Arzneimitteldatenbank der Praxis-EDV werden die neuen Sildenafil-Präparate nicht alle sofort zu finden sein.

"Durch den Patentablauf im Juni werden die neuen Präparate erst in der Datenbank mit IFA Datenstand 1. Juli gelistet. Die Auslieferung eines Updates erfolgt im Juli", erläutert Nicola Böhler, Senior Manager Media Access der CompuGroup-Tochter Intermedix Deutschland.

Böhler ist dort unter anderem für die Werbung in der Praxis-EDV zuständig. Die Hersteller könnten ein Präparat jedoch "zum Stichtag der Zulassung" in der Software bewerben.

Es würden alle Sildenafil-Präparate in die Datenbanken aufgenommen, sobald sie in den IFA-Datenlieferungen enthalten sind, bestätigt Lars Wichmann, Geschäftsführer des Softwareherstellers Frey ADV.

Aufgrund rechtlicher Änderungen sei eine vorzeitige Aufnahme einzelner Präparate in die Datenbank aber inzwischen nicht mehr erlaubt.

"Im Rahmen der noch zulässigen Werbung wurden Werbeplätze zu Sildenafil gebucht", berichtet Wichmann.

"Die Plätze waren wohl bereits seit längerer Zeit stark nachgefragt."

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