Generation Ü 50

Der Partner - gutes und schlechtes Vorbild

Ob es jemand schafft, die Kurve zu einem gesünderen Leben zu kriegen, hängt auch von seinem Lebenspartner ab. Das hat eine britische Studie bei über 50-Jährigen ergeben.

Von Dr. Christine Starostzik Veröffentlicht:
Werden Frauen körperlich aktiv, schaffen es oft auch die Lebenspartner.

Werden Frauen körperlich aktiv, schaffen es oft auch die Lebenspartner.

© Robert Kneschke / fotolia.com

LONDON. Schlechte Angewohnheiten nimmt man leicht an, besonders vom Partner. Wenn dieser immer träger wird und allabendlich aufs Sofa sinkt statt noch eine Runde auf dem Rad zu strampeln, wird es oft auch für den Lebenspartner schwieriger, sich abends noch zu sportlichen Aktivitäten aufzuschwingen.

Ob ein solches Anpassungsverhalten auch umgekehrt funktioniert, wollten Sarah Jackson und Kollegen vom University College London wissen. Sie untersuchten, welchen Einfluss die Entscheidung für einen gesünderen Lebensstil innerhalb einer Partnerschaft hat.

Die Autoren nutzten hierzu prospektive Daten von 3722 verheirateten, zusammenlebenden Paaren einer großen populationsbasierten Kohorte erwachsener Briten ab 50 Jahren (English Longitudinal Study of Ageing, ELSA).

Von 2002 an wurden die Probandenpaare alle zwei Jahre mehrfach zu Rauchgewohnheiten, Sportpensum, Gewicht und Gesundheitszustand befragt.

Untersucht wurde der Einfluss auf das Gesundheitsverhalten des Partners in den Bereichen Rauchen, körperliche Aktivität und Übergewicht.

Einer zieht den anderen mit

Am meisten fruchtete das gute Beispiel beim Rauchstopp. Hörte in einer Partnerschaft die Frau mit der Qualmerei auf, zogen 48,4 Prozent der rauchenden Männer innerhalb von zwei Jahren nach. Rauchte die Frau weiter, schafften nur 7,7 Prozent der Männer den Ausstieg.

Umgekehrt färbte bei 50 Prozent der Frauen der Rauchverzicht ihrer Lebensgefährten ab. Qualmten die Männer weiter, wurden nur 8,2 Prozent zu Nichtraucherinnen (JAMA Intern Med 2015, online 19. Januar).

Auch körperliche Aktivität wirkt offenbar ansteckend. Wenn die Frauen mit regelmäßigem Training begannen, wurden 67,3 Prozent der Männer aktiv.

Blieben die Partnerinnen inaktiv, ergriffen nur 25,9 Prozent ihrer Lebensgefährten die Initiative für ein bewegteres Leben. Ähnliche Einflüsse zeigten sich bei umgekehrter Partnerkonstellation.

In Sachen "überflüssige Pfunde" ist der innere Schweinehund wohl am schwierigsten zu überlisten.

Während in einer Beziehung mit einem ewigen Nichtraucher oder aktiven Sportler oft auch der andere Partner mit der Zeit zu einem gesünderen Lebensstil fand, hatte ein normalgewichtiger Partner keinerlei Einfluss auf die Diätbereitschaft des anderen.

Setzte ein Übergewichtiger allerdings plötzlich auf eine schlankere Taille, zog der Lebensgefährte häufig nach, und zwar in 26 bis 36 Prozent der Fälle. Die Ergebnisse der Studie belegen den großen Einfluss des Partners auf den eigenen Lebensstil.

Gegenseitigen Einfluss nutzen

Dass der Rauchstopp das größte "Nachahmungspotenzial" hatte, wundert das Team um Jackson nicht, da dieses Laster den Partner am stärksten mitbelastet.

Die nähere Betrachtung zeigte aber auch, dass das Umdenken in einem Lebensbereich nicht automatisch dazu führt, dass andere schlechte Angewohnheiten gleich mit abgelegt werden.

Das Ende einer Raucherkarriere hieß der Studie zufolge noch lange nicht, dass zum Beispiel mit dem allabendlichen Knabbern von Erdnüssen Schluss war.

Auf jeden Fall, so die Autoren, könne es sich lohnen, den gegenseitigen Einfluss in Partnerschaften zu nutzen und Interventionen zu Lebensstiländerungen Paaren gleich im Doppelpack näherzubringen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Chancen für Männer

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