Neues Coronavirus

„Deutschland ist sehr gut gewappnet“

Das Robert Koch-Institut und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sehen Deutschland bestens vorbereitet, sollte das neuartige Coronavirus hierzulande auftauchen. Die Bundesregierung erwägt indes, Deutsche aus China auszufliegen.

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RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler schätzt die Gefahr für die deutsche Bevölkerung durch das Coronavirus weiterhin als „sehr gering“ ein (Archivbild).

RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler schätzt die Gefahr für die deutsche Bevölkerung durch das Coronavirus weiterhin als „sehr gering“ ein (Archivbild).

© Soeren Stache/dpa

Berlin. Die Bundesregierung erwägt wegen der Ausbreitung des neuen Coronavirus (2019-nCoV), ausreisewillige Deutsche aus China auszufliegen.

Eine mögliche Evakuierung werde in Betracht gezogen, sagte Außenminister Heiko Maas (SPD) am Montag in Berlin. Andere Länder wie Frankreich und die USA haben solche Rückholaktionen bereits in die Wege geleitet.

In der besonders schwer betroffenen chinesischen Metropole Wuhan lebten etwa 90 Deutsche, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes am Montag. Das seien „Staatsbürger, die dort leben, arbeiten, studieren, verheiratet sind“.

Das Auswärtige Amt stehe mit den Deutschen dort seit Tagen regelmäßig in Kontakt. „Wir haben keine Hinweise im Moment darauf, dass Deutsche betroffen sind von der Krankheit“, sagte sie.

RKI: „Sehr gut gewappnet“

Dass das neuartige Virus in Deutschland Fuß fassen wird, glauben manche Experten indes nicht. Nach Ansicht des Robert Koch-Instituts (RKI) in Berlin ist die Bundesrepublik gut vor dem neuen Coronavirus geschützt.

An Flughäfen, wo das Virus durch Reisende eingeschleppt werden könnte, sei man dank stetiger Übungen „sehr gut gewappnet“, sagte RKI-Präsident Professor Lothar H. Wieler am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“.

Falls das Virus nach Deutschland gelangen sollte, sei es wichtig, dies früh zu erkennen, betonte Wieler. Die Gefahr für die deutsche Bevölkerung durch das Virus sei weiter „sehr gering“.

Dieser Auffassung ist auch der Bundesgesundheitsminister. „Grundsätzlich sind wir wachsam, wir nehmen die Dinge sehr ernst, wir sind aber auch gut vorbereitet“, bekräftigte Jens Spahn am Montag ein weiteres Mal.

Spahn: „Sind gut vorbereitet“

Pandemie- und Umgangspläne sorgten für Klarheit, was im Fall der Fälle an den Flughäfen und an den Kliniken zu tun sei. Passagiere aus China würden durch mehrsprachige Flyer informiert, erläuterte Spahn.

Dabei gehe es vor allem darum, dass sich Passagiere mit Symptomen aus den entsprechenden Regionen „sehr zügig“ zu erkennen geben und einen Arzt aufsuchen, so dass schnell Diagnostik und Therapie starten könne.

„In einem nächsten Schritt würden die Kontaktpersonen identifiziert, die die betreffende Person in Deutschland, in Europa gehabt hat“, so Spahn weiter. „Diese Kontaktpersonen würden informiert, aufgesucht und beraten und gegebenenfalls behandelt werden.“

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24 %
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45 %

Eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums ergänzte, sie könne nicht ausschließen, dass es auch Kontrollen in Form von Screenings an den Flughäfen geben werde. Derzeit rate die Weltgesundheitsorganisation von Screenings aber ab.

Zur „Einordnung“ betonte Spahn, dass der Krankheitsverlauf beim Coronavirus milder sei als etwa bei einer Grippe. „An einer Grippe, wenn sie schwer verläuft, sterben in Deutschland bis zu 20 000 Menschen im Jahr.“

Tests in Universitätskliniken

In den vergangenen Tagen wurden in Deutschland einige Verdachtsfälle überprüft - etwa in Hessen, Bayern, NRW und Berlin. Im Berliner DRK Klinikum Mitte wurde eine Frau isoliert. Das Testergebnis war jedoch negativ.

Doch auch in anderen Krankenhäusern stellen sich offenbar vermehrt Menschen vor, die vermuten, mit dem Coronavirus infiziert zu sein. „Wie vermutlich viele Universitätskliniken derzeit verzeichnen auch wir eine erhöhte Anzahl von Patienten, die sich mit dem Verdacht auf das Coronavirus vorstellen“, teilte das Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt/Main mit.

Diese Personen würden isoliert und mittels einer spezifischen PCR diagnostisch abgeklärt, berichtete die hessische Uniklinik – und gab Entwarnung: „Bei keinem dieser Patienten konnte bisher das neue Coronavirus nachgewiesen werden.“

Einige Bundesländer haben ergänzende Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Der öffentliche Gesundheitsdienst sei in besondere Bereitschaft versetzt worden, am Frankfurter Flughafen bekämen Reisende nach China und aus den betroffenen Regionen Infoblätter, teilte etwa Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) mit.

An den Flughäfen in Berlin und Brandenburg würden Reisende mit Plakaten über das richtige Verhalten bei Krankheitssymptomen informiert, sagte Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne).

Apotheken: mehr Atemschutzmasken werden gekauft

Die Sorge vor einer Einschleppung des neuartigen Coronavirus lässt in deutschen Apotheken die Nachfrage nach Atemmasken steigen. „In vielen Apotheken bundesweit werden die Masken verstärkt nachgefragt“, sagte Dr. Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) am Montag der dpa. Konkrete Zahlen lägen bisher nicht vor.

Die Masken würden laut Sellerberg im Falle des Falles aber nur „begrenzt“ dabei helfen, sich vor einer Ansteckung mit der neuen Lungenkrankheit zu schützen. Wichtiger sei es, die üblichen Hygienemaßnahmen wie Händewaschen einzuhalten. (dpa/ths)

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