Die Borreliose ist keine unheilbare Krankheit

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WIESBADEN (ug). Die Borreliose ist in jedem Stadium heilbar. Spontanheilungen aber gibt es nicht. Das sind Ergebnisse der bisher größten Langzeitstudie zu Borreliose.

17 Prozent der knapp 4000 Teilnehmer waren zu Studienbeginn seropositiv auf Borrelien. "Das ist eine erschreckend hohe Zahl", sagte Privatdozent Dr. Dieter Hassler aus Kraichtal auf dem Internisten-Kongress in Wiesbaden. Alle Seropositiven hatten spätestens nach acht Jahren Symptome der Borreliose.

"Es gab keine Spontanheilung", sagte der Infektiologe und Landarzt. Borreliose-Patienten wurden antibiotisch behandelt. Bewährt hat sich etwa Cefotaxim zweimal 3 g pro Tag i.v. über 15 Tage. Heute betrage die Seroprävalenz nur noch knapp drei Prozent. Demnach sei die Borreliose, anders als oft vermutet, keine unheilbare Krankheit. Die Studienteilnehmer zwischen drei und 94 Jahren wurden von 1986 bis 2006 beobachtet.

Die Zahl der Neuinfektionen ist in der Region Kraichtal stark zurückgegangen. Zwischen 1986 bis 1996 lag die Zahl bei 500 Erkrankungen pro 100 000 Einwohner, zwischen 1996 und 2006 waren es nur 100. Die Borrelien-Prävalenz der Zecken dagegen hatte sich in der Zeit nicht geändert, wie eine Begleituntersuchung ergeben hat.

Zurückgegangen sind die Erkrankungen nach Hasslers Ansicht deshalb, weil viele Menschen die Zecken nicht mehr selbst entfernen. Er plädiert dafür, dass Ärzte Zecken innerhalb von 24 Stunden nach dem Stich mit der Spitze des Skalpells heraushebeln, wobei die stumpfe Seite des Skalpells auf der Haut aufliegt. 80 Prozent der Zecken sind keine adulten Tiere, sondern 1,5 bis 2,5 mm große Nymphen.

Ergeben hat das eine Studie aus Stuttgart mit 5000 Zecken, die von Patienten entfernt worden waren. Für diese kleinen Tiere sind Zeckenzangen und Pinzetten zu grob. Die Gefahr ist groß, dass sie damit gequetscht werden und so die Borrelien ins Blut abgeben. Allein mit der Skalpell-Methode habe er 80 Prozent der Borreliosen verhindert, sagte Hassler. Auf die FSME-Übertragung habe das aber keinen Einfluss.

Grundsätzlich gilt: keine Panik nach Zeckenstich. Denn die Stuttgarter Studie hat auch ergeben, dass nur 15 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert sind. Und nur bei vier Prozent aller Zeckenstiche kommt es zu einer Transmission des Erregers.

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