Die meisten Ärzte sind mit antidementiver Therapie in der Praxis zufrieden

Alzheimer-Patienten werden von Fachärzten offenbar besser versorgt als gedacht: Die meisten behandeln Demenzpatienten mit Cholinesterase-Hemmern und Memantine. Starke Defizite gibt es nach Daten einer Umfrage bei der Versorgung der Angehörigen.

Von Thomas Müller Veröffentlicht:
Eine Kollegin spricht mit ihrem Demenz-Patienten.

Eine Kollegin spricht mit ihrem Demenz-Patienten.

© Foto: Klaro

Neue Erkenntnisse zur Versorgung von Alzheimer-Patienten liefert jetzt eine von Janssen-Cilag unterstützte Befragung, die vor kurzem veröffentlich wurde (Dement Geriatr Cogn Disord 26, 2008, 541).

Insgesamt 850 niedergelassene Neurologen, Psychiater und Nervenärzte erhielten von Außendienstmitarbeitern des Unternehmens Bögen mit Fragen zur Versorgung ihrer Alzheimer-Patienten. 637 Ärzte, das sind 75 Prozent, füllten die Fragebögen aus.

Die Ergebnisse: Im Schnitt betreuen die befragten Ärzte 93 Alzheimerpatienten, davon leben noch etwa die Hälfte bei ihren Angehörigen, immerhin 12 Prozent leben allein zuhause - ein Anteil, der in einer Gesellschaft mit hohem Single-Anteil weiter zunehmen dürfte.

Die niedergelassenen Ärzte gaben an, dass drei Viertel ihrer Alzheimer-Patienten auch mit Antidementiva behandelt werden.

Umfrage belegt hohe Belastung der Angehörigen

Dieser Anteil ist wesentlich höher als bisher angenommen worden ist - nach Marktanalysen erhalten etwa 50 Prozent der Patienten in Praxen von Fachärzten Antidementiva, in Praxen von Allgemeinärzten sind es nur halb so viele Patienten. Ein möglicher Grund für den Unterschied, so Studienautor Professor Matthias Riepe aus Ulm: Der Rücklauf der Bögen war möglicherweise bei Ärzten geringer, die mit Antidementiva zurückhaltend sind.

Mit der antidementiven Therapie selbst waren die meisten der befragten Ärzte zufrieden. Etwa zwei Drittel beurteilten die Wirksamkeit auf Gedächtnis, Konzentration, Stimmung, Verhalten, Aktivitäten des täglichen Lebens und Pflegeaufwand als mindestens befriedigend. 87 Prozent waren der Auffassung, dass die Wirksamkeit in zumindest zwei dieser Bereiche befriedigend oder gut ist.

Die Fachärzte behandeln ihre Alzheimer-Patienten jedoch nicht nur mit Antidementiva, 35 Prozent geben ihnen auch Neuroleptika, 17 Prozent Sedativa und 23 Prozent Antidepressiva.

Die hohe Belastung der Angehörigen wurde in der Umfrage ebenfalls deutlich: Im Schnitt benötigen sie 2,4 Stunden täglich für die Pflege, nicht selten werden sie dadurch oder dabei selbst krank. So behandeln die Ärzte knapp 20 Prozent der pflegenden Angehörigen aufgrund neuropsychiatrischer Erkrankungen, hauptsächlich Depressionen, und immerhin 12 Prozent der pflegenden Angehörigen haben bereits selbst eine Demenz.

Behandlung erkrankter Angehöriger ist wichtig

Wie wichtig es ist, sich auch um die Angehörigen der Patienten zu kümmern, wird beim Therapieerfolg deutlich. Angehörige, die selbst antidepressiv behandelt wurden, berichteten signifikant öfter über einen Erfolg der antidementiven Therapie bei den Demenzpatienten als Angehörige, die keine eine solche Therapie erhalten hatten.

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