Internationale und interdisziplinäre Kommission

Diese zehn Forderungen stellt die „Lancet Kommission Frauen, Macht und Krebs“

Frauen werden weltweit bei Krebsprävention, -diagnose und -therapie benachteiligt, findet die „Lancet Kommission Frauen, Macht und Krebs“ – und fordert konkrete Gegenmaßnahmen.

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Vier deutlich verschiedene Frauen von hinten, die ihre Arme gegenseitig um ihre Schultern gelegt haben. Sie sind unterschiedlich alt, groß, haben verschiedene Frisuren und Körpertypen.

Frauen stehen zusammen: Die „Lancet Kommission Frauen, Macht und Krebs“ setzt sich dafür ein, dass die Krebsversorgung für Frauen weltweit besser wird (Symbolbild mit Fotomodellen).

© Southworks / stock.adobe.com

Genf. Die „Lancet Kommission Frauen, Macht und Krebs“ will die Benachteiligung von Frauen bei Krebsprävention, -diagnose und -therapie beenden. Die Kommission um Dr. Ophira Ginsburg vom Nationalen Krebsinstitut in Rockville hat am Dienstag ihr Paper veröffentlicht (The Lancet Comissions 2023; online: 26. September).

Zur Kommission gehören 21 internationale Personen aus Krebsforschung, -medizin und -versorgung. Das fordert die Gruppe:

  1. Das Sicherstellen von routinemäßigem Erfassen, öffentlichen Melden und Aktualisierungen von Daten zu Geschlecht und anderen soziodemografischen Faktoren in Krebsgesundheitsstatistiken
  2. Entwicklung, Stärkung und Durchsetzung von Gesetzen und Strategien, die die Exposition gegenüber bekannten Krebsrisiken für Mädchen und Frauen verringern.
  3. Erforschung, Überwachung und Bekämpfung neu auftretender Krebsrisiken, von denen Mädchen und Frauen unverhältnismäßig stark betroffen sind, einschließlich beruflicher und umweltbedingter Faktoren.
  4. Entwicklung und Umsetzung geschlechtsspezifischer und intersektioneller Strategien zur Verbesserung des gleichberechtigten Zugangs zur Früherkennung und Diagnose von Krebs.
  5. Mitwirkung an der Schaffung zugänglicher und reaktionsfähiger Gesundheitssysteme, die eine respektvolle, hochwertige Krebsversorgung für Mädchen und Frauen bieten.
  6. Sicherstellung eines gleichberechtigten Zugangs zu Krebsforschungsressourcen, Führungspositionen und Finanzierungsmöglichkeiten für Frauen.
  7. Entwicklung, Stärkung und Durchsetzung von Richtlinien, die geschlechtsspezifische Belästigung und Diskriminierung beim Personal der Krebsmedizin verhindern.
  8. Integration eines Rahmens für geschlechtsspezifische Kompetenz in die Aus- und Weiterbildung von Krebsfachkräften.
  9. Entwicklung und Validierung eines feministisch-ökonomischen Ansatzes für Investitionsrechnungen und andere wirtschaftliche Bewertungen von Krebs.
  10. Festlegung, Umsetzung und Durchsetzung fairer, gerechter und inklusiver Lohnstandards für alle in der Krebsbehandlung Tätigen.

Die Kommission hat folgende Schlüsselsätze herausgearbeitet:

  1. Krebs gehört in fast allen Ländern zu den drei häufigsten Ursachen für vorzeitige Sterblichkeit bei Frauen.
  2. Durch Primärprävention oder Früherkennungsstrategien könnten 1,5 Millionen der 3,2 Millionen vorzeitigen Todesfälle von Frauen vermieden werden. Weitere 800.000 Todesfälle könnten verhindert werden, wenn Frauen überall Zugang zu optimaler Krebsversorgung hätten.
  3. Insgesamt spricht Krebs bei Frauen weniger gut auf Primärprävention an als bei Männern.
  4. In den Ländern, die als niedrig auf dem Index der menschlichen Entwicklung (Human Development Index, DPI) eingestuft werden, sind 72 Prozent der Krebstodesfälle bei Frauen vorzeitig (jünger als 70 Jahre). In den als sehr hoch entwickelt eingestuften Ländern sind es 36 Prozent.
  5. In vielen Ländern – unabhängig von der geographischen Region oder ihrer ökonomischen Ressourcen – fehlt Frauen wahrscheinlicher als Männern das Wissen und die Möglichkeit, um informierte, krebsbezogene Gesundheitsentscheidungen zu treffen.
  6. Frauen riskieren eher als Männer, durch eine Krebserkrankung in einen finanziellen Zusammenbruch zu geraten, mit schlimmen Folgen für ihre Familien, selbst wenn eine hochwertige Krebsbehandlung verfügbar ist.
  7. Das Patriarchat dominiert die Krebsversorgung, -forschung und -politik. Die Personen in Machtpositionen entscheiden über Priorisierungen, Förderungen und Forschungsthemen.
  8. Innerhalb des Personals in der Krebsmedizin sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert.
  9. Frauen, die in der Krebsmedizin arbeiten, berichten häufige und schwere Fälle von geschlechtsspezifischer Diskriminierung, inklusive Mobbing und sexueller Belästigung.
  10. Unbezahlte Versorgung von Personen mit Krebs übernehmen Großteils Frauen. Neue Methoden sind notwendig, um den wahren Wert der Arbeit von Frauen in der Krebsversorgung einzuschätzen. (ker)
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