Dioxin: Verzicht auf Ei oder Zigarette oder auf beides?

Razzia bei Reemtsma, BAT und anderen Zigarettenherstellern. Der Vorwurf: Ihre Produkte enthalten Dioxin. Doch diese Meldung ist Fiktion.

Veröffentlicht:
Sie sichert ihre täglich Dioxindosis auch ohne Eierkonsum.

Sie sichert ihre täglich Dioxindosis auch ohne Eierkonsum.

© Gina Sander/fotolia.com

NEU-ISENBURG (hub). Solche Meldungen über Razzien bei Tabakkonzernen bleiben wohl eine Utopie, trotz der aktuellen Debatte um gering erhöhte Dioxinwerte in Eiern und Schweinefleisch.

Dabei ist seit über 20 Jahren bekannt, dass Tabakrauch sowohl Dioxine als auch Furane enthält. Hajime Muto und Katsumi Saito von der Uni Akita haben bereits 1989 veröffentlicht, dass der Gehalt polychlorierter Dibenzo-p-Dioxine (PCDD) im Zigarettenrauch bei durchschnittlich 5 µg/m3 liegt.

Das entspreche einem toxischen Äquivalent für das Sevesodioxin 2,3,7,8-TCDD von 1,8 ng/m3 (Arch Environ Health 1989; 44: 171).

Das Entscheidende bei toxischen Substanzen ist jedoch nicht deren Menge in der Umwelt. Auch sind solche Zahlen viel zu abstrakt. Verständlicher, interessanter und letztlich auch relevanter ist: Wie viel des Giftes wird in den Körper aufgenommen?

Auch dazu haben die beiden Japaner vor über 20 Jahren Zahlen geliefert. Wer 20 Zigaretten am Tag raucht, nimmt 4,3 pg PCDD pro Kilogramm Körpergewicht auf - und das täglich.

Zur Erinnerung: Ein Worst-Case-Szenario für die Dioxin belasteten Hühnereier kommt auf eine zusätzliche Dioxinbelastung von 4 pg/kg/d. Die WHO nennt als tolerierbare Grenze 1 bis 4 pg/kg/d und das Komitee für Nahrungsmittel der EU 14 pg/kg/Woche, was 2 pg pro Tag entspricht.

Dass Dioxin im Tabakrauch Folgen haben kann, ist ebenfalls schon länger klar. In mehreren Studien - sowohl in Zellkulturtests als auch in Tierversuchen - wurde gezeigt: Tabakrauch hat ein hohes Potenzial, den Arylhydrokarbon-Rezeptor (AhR, auch Dioxinrezeptor genannt) zu aktivieren (Cancer Res 2006; 66: 7143). Tabakrauch kann also ähnlich auf Zellen wirken wie das Sevesodioxin.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat umfassende Infos zum Thema Dioxin auf seiner Homepage (www.bfr.bund.de).

Lesen Sie dazu auch: Dioxin: Ministerium sieht Vorsatz beim Fettpanschen

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Rauchfreies Europa?

Rauchstopp: EU hat neben Tabak auch Nikotin im Blick

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: FIB-4 1,3: numerische 26%ige Risikoreduktion der 3-Punkt-MACE durch Semaglutid 2,4mg

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [17]

Kardiovaskuläre, renale und hepatische Komorbiditäten

Therapie der Adipositas – mehr als Gewichtsabnahme

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
SCD-PROTECT-Studie-- Frühe Phase nach Diagnose einer Herzinsuffizienz – deutlich höheres Risiko für den plötzlichen Herztod als in der chronischen Phase.

© Zoll CMS

SCD-Schutz in früher HF-Phase

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: ZOLL CMS GmbH, Köln
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?