Europäischer Kongress für Innere Medizin

ECIM bietet eine Chance, den Blick zu weiten

Am 30. August startet in Wiesbaden der Europäische Internistenkongress, organisiert von der Europäischen Föderation für Innere Medizin (EFIM). Attraktiv ist er besonders für junge Ärztinnen und Ärzte.

Dr. Thomas MeißnerVon Dr. Thomas Meißner Veröffentlicht:
Der European Congress of Internal Medicine (ECIM), der jetzt zum 17. Mal und seit langem mal wieder in Deutschland stattfindet, ist besonders für all jene Ärztinnen und Ärzte interessant, die sich europaweit nach Krankenhausstellen umschauen.

Der European Congress of Internal Medicine (ECIM), der jetzt zum 17. Mal und seit langem mal wieder in Deutschland stattfindet, ist besonders für all jene Ärztinnen und Ärzte interessant, die sich europaweit nach Krankenhausstellen umschauen.

© Christian Ott

Braucht es einen europäischen Kongress für Innere Medizin, wenn doch jedes internistische Schwerpunktfach bereits seine eigenen wissenschaftlichen sowie Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen auf nationaler wie internationaler Ebene anbietet? Ja, auf jeden Fall: Das ärztliche Personal ist bunter geworden, als es noch vor Jahren war, auch außerhalb großer Universitätskliniken – in Deutschland ebenso wie in anderen mitteleuropäischen Ländern, wo die demografische Entwicklung Lücken in die Personaldecke reißt. Benötigt wird daher, abgesehen von guten Kenntnissen der jeweiligen Landessprache, eine einheitliche internistische Ausbildungsbasis.

Eben das bietet die European Federation of Internal Medicine (EFIM) jetzt an: ein europäisches Curriculum Innere Medizin, eine gemeinsame Qualifikation europäischer Internisten, genehmigt von der Europäischen Union Medizinischer Spezialisten (UEMS – Union Européenne des Médicins Spécialistes), in der 40 Ländern vertreten sind. Auch insofern ist der European Congress of Internal Medicine (ECIM), der jetzt zum 17. Mal und seit langem mal wieder in Deutschland stattfindet, besonders für all jene Ärztinnen und Ärzte interessant, die sich europaweit nach Krankenhausstellen umschauen.

Sehr hohe Spezialisierung

Ein weiteres Argument für einen allgemeininternistisch ausgerichteten europäischen Kongress: "Die Spezialisierung in der Inneren Medizin ist sehr weit fortgeschritten", merkt Professor Petra-Maria Schumm-Draeger aus München an. "Hier wird die Schilddrüse, dort der Enddarm oder die Herzklappe angeschaut", sagt die Kongresspräsidentin des ECIM und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM). Im Alltag resultiert die Gefahr, dass die zunehmend subspezialisierte Tätigkeit den allgemeininternistischen Erfahrungshorizont einengt und im Einzelfall bestehende internistische Probleme, die nicht im Feld der eigenen Spezialisierung liegen, übersehen werden.

Hinzu kommt, dass die Innere Medizin in den einzelnen europäischen Staaten sehr unterschiedlich praktiziert wird und die medizinischen Standards teils erheblich voneinander abweichen. Da spielen Traditionen, landestypische Entwicklungen, die Bevölkerungsdichte und verschiedene Gesundheitssysteme eine Rolle. "Wir benötigen den Austausch und die Kooperation der EU-Internisten, um zu einer besseren, schnelleren und zu einer zielgerichteten Versorgung unserer Patienten zu kommen", meint Schumm-Draeger. "Wir müssen einen Weg finden, bei dem der Patient im Mittelpunkt steht, bei dem weder die Spezialisierung zu sehr dominiert, noch die allgemeine Innere Medizin auf zu niedrigem Niveau praktiziert wird." Dementsprechend thematisch breit ist der ECIM aufgestellt, der am 30. August im funkelnagelneuen RheinMain CongressCenter in Wiesbaden eröffnet wird. Außer am klinischen Alltag ausgerichteten Themen aus Endokrinologie, Gastroenterologie oder Kardiologie werden auch Über- und Unterversorgung internistischer Patienten, die geschlechtsspezifische Medizin oder Fragen des Arzt-Patienten-Verhältnisses diskutiert.

Interessant für den ärztlichen Nachwuchs

Es liegt auf der Hand, dass ein europäischer Kongress mit allgemeininternistischer Ausrichtung besonders für den ärztlichen Nachwuchs interessant ist, also für jene, für die es längst selbstverständlich ist, sich in einem schrankenlosen Europa zu bewegen – privat wie beruflich. Und so kommt es nicht von ungefähr, dass die ebenfalls europaweit organisierten Jungen Internisten (Young Internists) einige Sitzungen beim ECIM in Wiesbaden in Eigenregie verantworten. "Beim europäischen Internistenkongress stellen junge Ärztinnen und Ärzte ein Drittel bis die Hälfte der Teilnehmer", sagt Dr. Matthias Raspe vom Bündnis Junge Internisten in Deutschland.

Der Internist von der Charité Berlin hat das spezielle Programm der Young Internists mit organisiert. "Es ist faszinierend, viele junge Ärzte aus anderen Ländern zu treffen, zu erfahren, wie diese dort arbeiten, wie ähnlich oft die Alltagsprobleme sind, aber auch wie unterschiedlich Details der Weiterbildung gelöst sind", sagte Raspe zur "Ärzte Zeitung". So gebe es etwa in Portugal eine sehr gut strukturierte Weiterbildung mit intensiver Supervision und regelmäßigen Kontrollen des Wissensstandes. In Großbritannien durchliefen Assistenzärzte fest vorgegebene Rotationszyklen, wodurch sie immer wieder neue Krankenhäuser kennenlernten. "Das sind fundamentale Unterschiede zu Deutschland mit seinem eher grob gestrickten Weiterbildungskonzept, in dem die Weiterbildungsassistenten sehr auf sich allein gestellt agieren müssen und im Berufsalltag nicht viel Zeit für Weiterbildung bleibt", berichtete der Internist.

Namhafte Referenten aus ganz Europa

Raspe empfiehlt die Teilnahme am ECIM vor allem Weiterbildungsassistenten der Inneren Medizin, die sich für Tätigkeiten außerhalb Deutschlands interessieren. Er verweist außerdem auf die Winter- und Sommerschulungen der ESIM (European School of Internal Medicine), die alljährlich in stets wechselnden europäischen Metropolen stattfinden, zuletzt Ende Juni in Amsterdam. "Jeder der schon einmal an diesen Weiterbildungen teilgenommen hat, ist angesteckt vom europäischen Flair, die sie ausstrahlen", so Raspe.

Zum ECIM in Wiesbaden werden mindestens 1500 Teilnehmer sowie eine Reihe namhafter Referenten aus ganz Europa erwartet. Der Kongress ist also eine gute Gelegenheit den Blick zu weiten, Kontakte zu knüpfen und die Perspektive zu wechseln.

med@springer.com

Infos zum Kongress: www.ecim2018.eu

Ihr Newsletter zum Thema
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Zusätzlich zu Arztneimitteln

Stumme Karotisstenose: Lohnt sich die Revaskularisation?

„Das Blatt wendet sich“

RAS-Blocker präoperativ eher nicht absetzen?

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!