Ein Wirkstoff mit multiplem Ansatz

WIESBADEN (hbr). "Mit Rimonabant haben wir einen neuen Ansatz für die Behandlung von Typ-2-Diabetikern", so Professor Johannes Klein beim Internisten-Kongress in Wiesbaden. Denn der Wirkstoff senkt nicht nur effektiv den HbA1c-Wert. Er bessert noch ein paar andere Risiken, die bei diesen Patienten erfahrungsgemäß gehäuft vorkommen.

Veröffentlicht:

Das Arzneimittel ist für adipöse oder übergewichtige Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Typ-2-Diabetes oder Dyslipidämie zugelassen. Zwei Studien belegen aber inzwischen einen pleiotropen Nutzen für Diabetiker: RIO Diabetes und die SERENADE-Studie.

An RIO-Diabetes nahmen 1045 übergewichtige Typ-2-Patienten mit einem mittleren HbA1c-Wert von 7,3 Prozent trotz oraler antidiabetischer Therapie teil. Sie erhielten zusätzlich ein Jahr lang täglich 20 mg Rimonabant (Acomplia®) oder Placebo. Im Vergleich zur Placebotherapie führte Rimonabant zu einer signifikanten Abnahme des HbA1c-Wertes um 0,7 Prozentpunkte. Außerdem verringerten sich Triglyzerid- Werte, die HDL-Werte stiegen.

Diese Wirkung wurde jetzt in SERENADE auch für noch nicht behandelte Typ-2-Patienten bestätigt - erstmals mit dem HbA1c-Wert als primärem Endpunkt, so der Endokrinologe von der Universität Lübeck. Die 278 Teilnehmer hatten seit 1,3 Jahren Diabetes, einen mittleren HbA1c-Wert von 7,9 und deutliches Übergewicht. Jeweils zwei Drittel hatten zudem kardiometabolische Risiken wie Bluthochdruck, hohes LDL-Cholesterin oder erhöhte Triglyceride. Ein Drittel hatte zu niedrige HDL-Werte. Die Probanden bekamen täglich 20 mg Rimonabant oder ein Placebo, so Klein bei einem von Sanofi-Aventis unterstützten Symposium.

Nach sechs Monaten lag die Verumgruppe in allen Bereichen signifikant vorne: 51 Prozent hatten ihren HbA1c-Wert unter sieben Prozent gesenkt - deutlich mehr als in der Placebogruppe mit 35 Prozent. Im Mittel hatte der Wert um 0,8 Prozentpunkte abgenommen (Placebo: 0,3 Prozentpunkte). Besonders schlecht eingestellte Patienten mit einem Wert von mindestens 8,5 Prozent erreichten eine Verbesserung um 1,9 Prozentpunkte.

Außerdem profitierten im Vergleich zur Placebotherapie praktisch alle kardiometabolischen Risikofaktoren signifikant: Rimonabant verringerte das Gewicht im Mittel um 6,7 kg (Placebo: minus 2,8 kg). Parallel nahm der Taillenumfang, das sichtbare Risikomaß für die abdominale Fettmenge, um 6 cm ab (Placebo: minus 2 cm). Die Triglyzerid-Werte sanken um ein Sechstel, der HDL-Wert stieg jedoch um zehn Prozent. Rimonabant reduziert demnach gleichzeitig mehrere der in Typ-2-Patienten gebündelten Risiken.

Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

vdek-Chefin Elsner: „Es werden munter weiter Lasten auf die GKV verlagert!“

Neuer Hoffnungsträger

Homotaurin-Prodrug bremst Alzheimer

Lesetipps
Experten fordern von Bund und Ländern verbindliche Vorgaben für die Kooperation von Rettungsleitstellen (Bild) und ärztlichem Bereitschaftsdienst.

© Heiko Rebsch / dpa / picture alliance

Reform des Rettungsdienstes

Bereitschaftsdienst und Rettungsleitstellen sollen eng aneinanderrücken

Die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung steht in vielen Ländern vor großen Herausforderungen. Ein Arzt aus Israel fordert deshalb mehr Zusammenarbeit.

© Vladislav / stock.adobe.com

Weiterentwicklung der Versorgung

Experte: Bei der Transformation international die Kräfte bündeln!

KBV-Chef Dr. Andreas Gassen forderte am Mittwoch beim Gesundheitskongress des Westens unter anderem, die dringend notwendige Entbudgetierung der niedergelassenen Haus- und Fachärzte müsse von einer „intelligenten“ Gebührenordnung flankiert werden.

© WISO/Schmidt-Dominé

Gesundheitskongress des Westens

KBV-Chef Gassen fordert: Vergütungsreform muss die Patienten einbeziehen