Einschleppen der Vogelgrippe durch illegale Geflügelimporte befürchtet

BERLIN (dpa). Für Menschen in Deutschland besteht nach wie vor keine Gefahr, an Vogelgrippe zu erkranken. Doch Virologen schätzen die Gefahr eines Vogelgrippe-Ausbruchs bei Geflügel in Deutschland inzwischen als hoch ein. Vor allem durch illegal eingeführtes Geflügel und durch Geflügelprodukte, die Reisende mit sich führen, könnte das Virus eingeschleppt werden. Durch Zugvögel gibt es derzeit offenbar nur ein geringes Risiko.

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Die Situation sei kritischer als noch Anfang letzter Woche angenommen, so Professor Thomas Mettenleiter, Präsident des Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems. Das Risiko einer Einschleppung des H5N1-Virus sei vor allem durch den starken Reiseverkehr zwischen Deutschland und der Türkei gegeben.

Nachdem die Vogelgrippe in der gesamten Türkei bis hinein in den europäischen Teil aufgetreten sei, habe sich die Lage verschärft, sagte Mettenleiter der Zeitung "Ruhr Nachrichten". Er appellierte an Geflügelhalter in Deutschland, Auffälligkeiten sofort zu melden.

Das Risiko, daß das Virus durch Zugvögel eingeschleppt wird, sei derzeit gering. Dies könnte sich jedoch ändern, wenn zwischen Februar und Mai die Rückreise der Zugvögel einsetzt. Der Virologe Dr. Christian Drosten vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg hält einen Ausbruch der Vogelgrippe bei Geflügel in Deutschland dann für "nicht unwahrscheinlich".

Professor Reinhard Kurth vom Robert-Koch-Institut in Berlin forderte gestern im "ARD-Morgenmagazin", daß der vorhandene Seuchenabwehrplan in Ländern und Kommunen jetzt ungesetzt werden müsse. Unterdessen werden in der Türkei neue Ausbrüche der Krankheit gemeldet. So verendeten Vögel in der Stadt Kusadasi an der Ägäisküste.

Die Zahl der bestätigten Vogelgrippe-Erkrankungen bei Menschen in der Türkei stieg bis gestern Mittag auf 13. Das in der Türkei festgestellt Virus vom Typ H5N1 sei für Menschen aber nicht gefährlicher als die in Südostasien kursierende Variante, teilt die WHO mit.

Auch in der Türkei hätten sich nur Menschen über direktem Kontakt mit erkranktem Geflügel infiziert, für eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung gebe es keine Hinweise, so die WHO.

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