Enzym der Wirtszelle als Therapieansatz gegen chronische Hepatitis C?

Ohne das Enzym Phosphatidylinositol-4-Kinase-III-alpha kann sich das Hepatitis-C-Virus nicht in der Leberzelle vermehren. Forscher hoffen, in diesem Wirtszell-Enzym einen Kandidaten für künftige Therapieoptionen gefunden zu haben.

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HEIDELBERG (eb). Forscher des Universitätsklinikums Heidelberg haben gezeigt, dass das Hepatitis-C-Virus (HCV) einen bestimmten Eiweißstoff der Wirtszelle nutzt: Dieses Schlüsselprotein - das sogenannte Enzym Phosphatidylinositol-4-Kinase-IIIalpha (PI4KIIIa) - ist für die Virusvermehrung essenziell. Außerdem konnten die Forscher die molekularen Grundlagen dieses zentralen Mechanismus der Hepatitis-C-Virusvermehrung aufklären.

Dass das Enzym PI4KIIIa neben vielen anderen Faktoren bei der Virenvermehrung eine Rolle spielt, war bereits bekannt. Welche der beiden Eiweißformen alpha und beta dabei aber ausschlaggebend ist und welcher molekulare Mechanismus im Detail abläuft, wusste man bisher allerdings nicht.

Die Wissenschaftler um Professor Ralf Bartenschlager und Dr. Volker Lohmann zeigten, dass die alpha-Form des Enzyms ein zentrales Element in der HCV-Vermehrung ist. Die Viren können sich ohne diesen Eiweißstoff nicht vermehren.

Doch wie nutzt das HC-Virus das zelleigene Protein für seine Zwecke? Das Enzym PI4KIIIa sorgt in der Leberzelle für die Produktion eines Botenstoffs, das sogenannte Phophatidylinositol-4-phosphat (PI4P). "Wir stellen uns folgendes Modell vor", erklärt Lohmann in einer Mitteilung der Uni.

"Das Virus rekrutiert das Enzym PI4KIIIa in der Leberzelle an die Stelle, wo die Virenvermehrung stattfindet, und aktiviert es dort. Das Enzym PI4KIIIa produziert daraufhin große Mengen des Botenstoffs PI4P, der für die Virusvermehrung unabdingbar ist.

Die Zweckentfremdung des Enzyms bedeutet einen gravierenden Eingriff in den Stoffwechsel der Leberzelle. Auf diese Weise könnte HCV auch dazu beitragen, dass sich im Verlauf der Hepatitis C ein Leberzellkarzinom entwickelt, vermuten die Forscher.

Enzyme sind attraktive molekulare Ziele für neue Medikamente. So werden Arzneistoffe, die Enzyme spezifisch hemmen, bereits erfolgreich in der Krebstherapie eingesetzt. "Mit einem Medikament, das PI4KIIIa hemmt, wäre es vielleicht möglich, nicht nur die Virusvermehrung zu stoppen, sondern auch die Krebsentstehung in der Leber erfolgreich zu verhindern", blickt Lohmann in die Zukunft.

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