Erhöhen Statine das Risiko für Tendinopathien?

Veröffentlicht:
Erhöhen Statine das Risiko für Tendinopathien?

© Foto: Klaro

ROUEN (ob). Auf eine extrem seltene, aber dennoch beachtenswerte unerwünschte Wirkung von Statinen machen jetzt französische Kollegen aufmerksam. Nach ihren Daten können diese Lipidsenker in Einzelfällen in einem möglichen Zusammenhang mit Beschwerden an den Sehnen stehen.

Statine gelten gemeinhin als sichere und gut verträgliche Pharmaka. Ihr günstiger Einfluss auf Morbidität und Sterberate bei Patienten mit Koronarerkrankung wurde in vielen klinischen Studien dokumentiert. Hinweise darauf, dass eine Statintherapie mit Problemen an den Sehnen assoziiert sein könnte, haben sich in diesen Studien allerdings nicht ergeben. Ein entsprechender Verdacht basiert lediglich auf in der Fachliteratur beschriebenen Einzelfällen.

Eine französische Forschergruppe um Dr. Isabell Marie von der Universitätsklinik in Rouen wollte diesem Verdacht in einer eigenen Untersuchung gezielt nachgehen. Die Forscher haben zu diesem Zweck Meldungen an französische Pharmakovigilanz-Zentren über Komplikationen bei mit Statinen behandelten Patienten retrospektiv genauer unter die Lupe genommen (Arthritis Rheum 59, 2008, 367). Innerhalb eines Zeitraums von 15 Jahren (1990 bis 2005) stießen sie dabei auf insgesamt 96 spontane Meldungen von an den Sehnen aufgetretenen Komplikationen. Davon betroffene Personen waren im Schnitt 56 Jahre alt.

Als häufigste Sehnenkomplikation waren Sehnenentzündungen bei 63 Patienten gemeldet worden, gefolgt von Rupturen bei 33 Patienten. Die meisten registrierten Tendinopathien (59 Prozent) ereigneten sich im ersten Jahr nach Beginn einer Statintherapie. Sie waren mit keinem bestimmten Statin assoziiert, sondern traten bei der Behandlung mit unterschiedlichen Substanzen wie Atorvastatin, Simvastatin oder Pravastatin auf. Der zeitliche Zusammenhang zwischen Therapiebeginn und Beschwerden spricht nach Auffassung der Autoren sehr dafür, dass die Statinbehandlung ursächlichen Einfluss hatte. Denn nach Absetzen der Therapie verschwanden die Beschwerden, nach Neubeginn kehrten sie zurück.

Die Autoren räumen ein, dass es sich angesichts der häufigen Verordnung dieser Lipidsenker um eine extrem seltene Nebenwirkung handelt. Allerdings sollte man zumindest in besonderen Situationen - etwa bei körperlich stark belasteten Patienten oder bei Komedikation mit Pharmaka, die mit Statinen interagieren können - an diese Möglichkeit denken.

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

2. Preis Charity Award 2025

Keine Ahnung von Reanimation? Studierende vermitteln Kompetenz

Sommer- und Winterzeit

Neue Analyse: Zeitumstellung offenbar doch ohne kardiale Folgen

Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Porträts: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

© Portraits: [M] Feldkamp; Luster | Hirn: grandeduc / stock.adobe.com

„ÄrzteTag extra“-Podcast

Die Schilddrüse tickt in jedem Lebensalter anders

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt am Main
Abb. 1: Studie DECLARE-TIMI 58: primärer Endpunkt „kardiovaskulärer Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz“ in der Gesamtkohorte

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [4]

Diabetes mellitus Typ 2

Diabetes mellitus Typ 2 Präventiv statt reaktiv: Bei Typ-2-Diabetes mit Risikokonstellation Folgeerkrankungen verhindern

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Alter für Indikationsimpfung herabgesetzt

STIKO ändert Empfehlung zur Herpes zoster-Impfung

Lesetipps
Mammografie-Screening bei einer Patientin

© pixelfit / Getty Images / iStock

Prävention

Mammografie-Screening: Das sind Hindernisse und Motivatoren

Patient mit Hypoglykämie, der seinen Blutzuckerspiegel mit einem kontinuierlichen Blutzuckermesssensor und einer Smartphone-App überwacht.

© martenaba / stock.adobe.com

Trotz Schulung

Die wenigsten Diabetes-Patienten reagieren adäquat auf Hypoglykämie