Zoonosen

FLI-Fachmann hält Oropouche-Ausbreitung in Europa für unwahrscheinlich

In Brasilien breitet sich das durch Gnitzen übertragene Oropouche-Virus aus. Kann der Erreger in Deutschland durch einheimische Insekten weiter übertragen werden? Ein Fachmann beruhigt.

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Insektenforscher Helge Kampen, aufgenommen am 06.06.2014 im sogenannten "Insektarium" des Friedrich-Loeffler-Instituts, dem Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit auf der Insel Riems (Mecklenburg-Vorpommern).

Gibt Entwarnung, dass heimische Gnitzen als Vektoren für das Oropouche-Virus fungieren könnten: Stechmücken-Fachmann PD Dr. Helge Kampen im „Insektarium“ des FLI (Archivbild).

© Stefan Sauer / dpa / picture alliance

Greifswald. Der Fachmann für Stechmücken PD Dr. rer. nat. Helge Kampen hält das Risiko, dass sich das in Südamerika grassierende Oropouche-Virus auch in Deutschland oder anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte, für vernachlässigbar.

„Es gibt keinen Hinweis darauf, dass einheimische Gnitzen oder Stechmücken das Oropouche-Virus übertragen könnten“, sagte der Wissenschaftler des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) in Greifswald der Deutschen Presse-Agentur. Kampen ist Laborleiter am FLI-Institut für Infektionsmedizin. Und er leitet die Geschäftsstelle der Nationalen Expertenkommission „Stechmücken als Überträger von Krankheitserregern“.

Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete kürzlich über die ersten beiden registrierten Fälle von Oropouche-Fieber in Deutschland. Betroffen waren zwei Menschen aus Sachsen und Baden-Württemberg, die beide aus Kuba zurückgekehrt waren.

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In Süd- und Mittelamerika gab es seit Ende 2022 laut RKI vermehrt Ausbrüche des Oropouche-Fiebers. Brasilien verzeichnete im laufenden Jahr bereits über 7.000 laborbestätigte Fälle und mindestens zwei Todesfälle in Verbindung mit dem Virus. Schwangere sollten dem RKI zufolge unter Umständen auf Reisen in die aktuellen Ausbruchsgebiete verzichten.

Reisende sollten an Repellentien denken

Auch das RKI hält eine Weiterverbreitung des Oropouche-Virus in Deutschland für sehr unwahrscheinlich. Der Erreger wird in Lateinamerika hauptsächlich von Culicoides paraensis übertragen, einer kleinen Mücke aus der Familie der Gnitzen, die es außerhalb von Südamerika nicht gibt.

Das Virus ist nach Angaben des Biologen Kampen auf Reservoirwirte angewiesen. Dies seien Tierarten, die in Europa nicht vorkommen, wie bestimmte Affenarten oder das Faultier.

Brasilien verzeichnet zudem seit Oktober 2023 den bisher größten landesweiten Denguefieber-Ausbruch seiner Geschichte. Nahezu alle Bundesstaaten sind betroffen, 14 Bundesstaaten haben dem Auswärtigem Amt zufolge eine gesundheitliche Notlage erklärt. In seinen Reise- und Sicherheitshinweisen zum Land rät das Auswärtige Amt Reisenden, Mückenschutzmittel aus Deutschland mit nach Brasilien zu nehmen.

Wenn Reiserückkehrer Denguefieber mitbringen, könnte dieses Virus theoretisch von der Asiatischen Tigermücke in Deutschland weiterverbreitet werden. Bisher sei aber bundesweit noch kein einziger Fall einer Übertragung des Denguefiebers oder eines anderen Krankheitserregers durch die Tigermücke bekanntgeworden, sagte Kampen.

Die zuständigen Gesundheitsbehörden der Länder müssten dennoch dafür sorgen, die Populationsdichte der Insekten möglichst gering zu halten.

„Die Tigermücke ist eine sehr flugträge Mücke, die sich kaum von ihrem Standort wegbewegt“, sagte der Forscher. Aktuell gibt es Kampen zufolge besonders viele Populationen in Kleingartenanlagen, ihre Verbreitung sei meist kleinräumig beschränkt. (dpa/eb)

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